"Hexensabbat"
Inspektor Paul Tabbert leitet bei Scotland Yard eine Sonderkommission, die sich
mit der aktuell anwachsenden Zahl von Kindesentführungen um London herum
befasst.
Sein neuester Klient ist die Leid geplagte Helen Garison, deren Mann vor nicht
allzu langer Zeit bei einem eigenartigen Unfall ums Leben kam. Jetzt ist auch
noch ihr Sohn Jonny seit Tagen verschwunden, dieser zweite Schicksalsschlag
treibt die Frau langsam in den Wahnsinn.
Was Tabbert noch nicht weiss, ist daß die Entführungen auf das Konto eines
gnadenlosen Satanskultes gehen. Der Kopf dieses Hexenzirkels bezeichnet sich
selbst als der Great Ram, er verbirgt seine wahre Identität hinter der Maske
eines Ziegenbocks, und dieser Wahnsinnige bringt die entführten Kinder dem
Teufel als Menschenopfer dar.
Tabberts Vorgesetzter, Chiefinspektor Higgins hat die PSA eingeschaltet, daher
legt sich Larry Brent zusammen mit Tabbert auf die Lauer, und sie haben
tatsächlich Erfolg. In der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses werden sie
Zeugen einer weiteren Kindesentführung, welche sie nach einer aufreibenden
Verfolgungsjagd glücklicherweise vereiteln können. Die blonde Kidnapperin kann
leider entkommen.
Durch dieses Ereignis wird die Teufelssekte aufgeschreckt und setzt drastischere
Methoden gegen die Störenfriede ein. Wie schon bei einem Verräter aus den
eigenen Reihen töten sie Inspektor Tabbert durch eine Art Voodoo-Zauber, ein
plötzlicher Herzinfarkt beendet die Karriere des Scotland Yard-Beamten.
Larry fällt bei seinen weiteren Nachforschungen in die Hände einiger
Vebündeter des Great Ram. Seine einzige Hoffnung ist Morna Ulbrandson, die sich
an die Fersen einiger möglicher Anhängerinnen des Hexenclubs geheftet hat und
heimlich dem Sabbat beiwohnt, nur leider verfällt sie selbst dem Bann des Great
Ram. Im Rausch wird sie hilflose Zeugin einiger abartiger Rituale, während
Larry besinnungslos in einem Kerker auf sein Opferung wartet...
Grosse Skepsis meinerseits am Anfang, denn der erste Gedanke war: "Oh nein,
nicht einer dieser ausgelutschten Teufels-Sekten-Stories!", doch ich wurde
sehr angenehm überrascht. Die Szenerie die DS hier aufbaut hat nicht diesen
faden unspektakulären Geschmack vieler Gruselgeschichten mit eben diesem
plattgetretenen Thema. Hier wird eine clevere und absolut düstere Geschichte
gestrickt. Speziell das erbarmungslose Schicksal von Helen Garison, die ihren
Mann und dann auch noch ihren kleinen Sohn verliert, nimmt einen mit. Sie ist
schon völligst am Boden zerstört, bevor sie überhaupt weiss, was mit ihrem
Kind passiert ist; daß es von ihm nur noch zwei Augäpfel in einem Einmachglas
gibt, weiss nur der Leser (wirklich sehr starker Tobak) - vielleicht ist Shocker
gerade deswegen nicht mehr auf ihr abschliessendes Schicksal eingegangen.
Der Great Ram und sein Hexenclub sind keine stumpfsinnigen, lächerlichen
Marionetten, die irgendeinen lahmen Götzen anhimmeln, sondern eine dermassen
gnadenlose Vereinigung mit äusserst brutalen, präzisen Methoden, der wirklich
nur schwer beizukommen ist.
Hinzu bastelt DS noch eine kleine persönliche Rachegeschichte als Teilmotiv mit
ein und verteilt ein paar Seitenhiebe auf das reale Problem der Satanskulte in
unserer Gesellschaft.
Was mich etwas störte, ist daß DS aufgrund der zahlreichen Handlungsstränge
einige Dinge ins Leere laufen lässt und somit manche Frage unbeantwortet
bleibt. Zum Beispiel: Woher hatte der Great Ram seine Voodoo-Fähigkeiten
eigentlich? Hatte der Hexenzirkel wirklich Kontakte zur Hölle, wie es am Anfang
den Anschein macht und zu welchem Zweck schlossen sie sich überhaupt
zusammen?
Aber man muss ja nicht immer nach den Krümeln suchen, der Kuchen hat allemal
gut geschmeckt...
"Die Horror-Maschine"
In der Umgebung der chinesischen Stadt Waiyenng unter den Ruinen eines
verfallenen Gehöfts benutzt der grössenwahnsinnige Professor Chang Pi Wong die
unterirdischen Gewölbe als Unterschlupf, um sich an einigen grauenhaften
Gen-Experimenten zu versuchen.
Er hat es geschafft, aus einer einzigen Zelle eine Kreatur nach seinen Wünschen
zu kreieren und diese zu klonen. Aber er vermag es auch, Menschen, die er in der
näheren Umgebung kidnappen lässt, durch das Einpflanzen von Elektroden in
deren Gehirnen zu manipulieren bzw. verschiedenste Unrinstinkte (z.B.
Kannibalismus) zu wecken.
An seiner Seite assistiert ihm sein eigener verjüngter Klon, der eine
Doppelidentität als Dr.Lon Tung im Wai-Kon Hospital geniest.
Zwei unerwartete Ereignisse stören allerdings die unheimlichen Machenschaften
des ehrgeizigen Wissenschaftlers.
Kana, die tentakelbewährte Krönung seiner Schöpfungen, entwischt eines Nachts
aus seiner Zelle und schnappt sich auf den Festlichkeiten des Verlegers Huan Lo
den jungen Pao Lim. Pao ist der Verehrer von Tschiuu, der Tochter Huan Los, die
das grauenhafte Wesen bei dieser Entführung zu sehen bekommt. Der Schock
schlägt sich folgenschwer auf ihr Sprachzentrum nieder, sie kann nicht mehr
reden.
Dennoch versucht Chang mit allen Mitteln das junge Mädchen zu beseitigen, da er
befürchtet, sie könnte etwas über Kana ausplaudern.
Dann schafft es auch noch einer seiner Gefangenen aus den Gewölben zu
entkommen. Der Fischer Tau Ching berichtet X-RAY-1 von seiner erfolgreichen
Flucht und von den grauenhaften Experimenten des Wahnsinnigen.
Sofort wird Larry Brent auf eine riskante Mission nach China gesandt. Um
Problemen mit den ausländischen Behörden aus dem Weg zu gehen nimmt Larry das
Aussehen und die Identität des Reporters Pet Reynolds an, täuscht in China
einen Herzinfarkt vor und landet schliesslich in der Leichenhalle des Wai-Kon
Hospitals. Hier kommt er nach seinem Erwachen dem kaltblütigen Lon Tung bei
seinen Bemühungen in die Quere, die arme Tschiuu endgültig in den Wahnsinn zu
treiben. Tung kann beide überwältigen.
Tschiuu und Larry landen letztendlich in den schrecklichen Gewölben des
Professor Chang, der ihnen jeweils eine der berüchtigten Elektroden einpflanzen
will...
Dan Shocker hat sich diesmal das Thema Genforschung in seiner extremsten Form
als Grundthema ausgeguckt und wartet mit einigen grandiosen Ideen auf.
Da kann auch der missverstandene und entsprechend menschenverachtende
Wissenschaftler nicht weit sein, mit Professor Chang werden wir mit einem ganz
miesen Kameraden dieser Sorte Bösewicht konfrontiert
Wieder mal glänzt Shocker durch meisterliche, pseudo-wissenschaftliche
Ausflüge nicht nur im Hinblick auf die unheimlichen Kreaturen, sondern auch wie
Larry bei seiner riskanten Mission mit biosynthetischer Maske und
kreislaufsenkenden Seren versehen wird - ein ganz tiefer Griff in das
Geheimagentenarsenal à la 007.
Die Handlung ist schlüssig, spannend und ohne grössere Längen, so daß man
von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten wird.
Der fernöstliche Schauplatz gibt der Geschichte noch seinen ganz eigenen Reiz -
insgesamt also ein wahrhaftiger Volltreffer...
Fazit
Und wieder gibt der BLITZ-Verlag diesen beiden Geschichten des Altmeisters der
Gruselgeschichten Jürgen Grasmück alias Dan Shocker seinen ganz speziellen
Rahmen, wenn auch der nostalgische Flair der Larry Brent-Romane beibehalten
wird.
Im Kopf finden wir den altbekannten Schriftzug eingerahmt durch die
Knochenhände und auf dem Cover das Lonati-Bild zu "Hexensabbat".
In dem Paperback selbst hat Pat Hachfeld wieder sein Können gezeigt und die
Atmosphäre der jeweiligen Geschichte in einer eigenen einleitenden Illustration
bestens eingefangen. Hinzu kommen immer wieder die kleinen illustrierten
Knochenhände als Szenentrenner.
Ein ganz besonderes Plus ist der kleine Glossar am Ende jeder Geschichte, in dem
nochmal alle auftretenden Figuren und ihre jeweiligen Schicksale zusammengefasst
werden, der Leser kann nach dem Finale abschliessend die Handlung Revue
passieren lassen.
Eine Bestellkarte, die man bei Bedarf auch als Lesezeichen umfunktionieren kann
macht das Bild komplett.
Dieser Band wird dem populären PSA-Agenten bestens gerecht und macht Lust
darauf, die gesamte Sammlung besitzen zu wollen.
Vorgeschlagen von Bjoern
[Profil]
veröffentlicht am 24. April 2006 2006-04-24 15:44:27