"Lady Frankenstein"
Larry Brent und Iwan Kunaritschew sind von ihrem spanischen Freund und Kollegen
Alfonso Gomez alias X-RAY-12 eingeladen worden, mit ihm auf dessen Berghütte in
den Pyrenäen ein paar Tage zu verbringen. Als sie die Behausung erreichen,
finden sie aber nur noch den Leichnam des Mannes; beide Arme fehlen ihm.
Sofort beauftragt X-RAY-1 die Agenten, nach dem Mörder des PSA-Kollegen zu
suchen. Die Freunde legen sich auf die Lauer und machen in der kommenden Nacht
einige Geräusche in der stillen Bergwelt aus, was sie darauf schliessen lässt,
daß in der Tat jemand im Dunkeln unterwegs zu sein scheint.
Doch sie sind nicht alleine auf der Pirsch. Der Bauer Paco Arimez-Prado und sein
Knecht Pedro jagen seit einiger Zeit einen unheimlichen Tiermörder, der Pacos
Hof ziemlich zugesetzt hat. Pedro wird jedoch bei einer der Nachtwachen von
einer Art Monstrum angegriffen und getötet. Seine Leiche bleibt
verschwunden.
Arimez-Prado vermutet, daß das wohlhabende Paar Alfredo und Carmen Mojales von
der nahegelegenen Hazienda hinter den Ereignissen steckt. Doch die Wahrheit ist
noch viel erschreckender.
Larry und Iwan lernen die hübsche Carmen und ihre ansehnliche Tochter
Maria-Rosa kennen. Sie werden von den Damen zum Essen eingeladen. Nur verfolgt
Carmen Mojales ganz andere Pläne mit den beiden Herren. In Wirklichkeit ist sie
die Assistentin des berühmten Baron Victor von Frankenstein gewesen. Durch
einen Unfall kam sie zu Tode, wurde aber von Frankenstein wieder zum Leben
erweckt, ebenso wie ihr späterer Mann Alfredo. Durch die Bekanntschaft mit dem
Baron erlernte sie aber auch dessen Fähigkeiten. In einem verborgenen Keller
unter der Hazienda experimentiert die Dame munter vor sich hin. Eines ihrer
missratenen Geschöpfe ist Marco, eben jenes Monstrum, welches bereits Pacos
Tiere, dessen Knecht und ebenso Gomez auf dem Gewissen hat - denn auch Marco
versucht sich an einigen makabren Experimenten in einer versteckten Höhle.
Da Alfredo Mojales in Barcelona von einem Auto erfasst und getötet wird, steht
für Carmen eine neue Operation auf dem Programm. Dazu braucht sie den Körper
von Iwan Kunaritschew, um diesen für ihren toten Mann zu verwenden. Sie kann
die beiden Agenten ausschalten und verfrachtet sie in ihr Labor.
Doch ein unerwarteter Besucher stört den Eingriff: Frankenstein
höchstpersönlich will sein Wissen endgültig von der Welt tilgen und diesem
Treiben eine Ende setzen. In dem Labor unter der Hazienda kommt es zum letzten
Showdown...
Der Beginn dieser fast schon trashigen Geschichte gestaltet sich relativ ruhig
und die Handlung baut sich ohne grosse Eile auf.
Iwan und Larry machen ihren makabren Fund in der Hütte und werden dann
stückchenweise in die seltsamen Ereignisse in dieser einsamen spanischen
Berglandschaft eingeführt - übrigens in der Tat eine nett gewählte Umgebung,
die ihren ganz eigenen Reiz versprüht.
Relativ früh kommt man hinter das düstere Geheimnis, welches Carmen Mojales
umgibt - zumindest erfährt man von ihrem geheimen Labor, ihren medizinischen
Fähigkeiten, aber auch ihre gefährliche Erotik kommt zum tragen. Ein witziger
Einfall von Shocker ist übrigens, als er Carmens Bett als Lösung diverser
Probleme erwähnt - erst in der darauffolgenden Szene wird aber deutlich, daß
es sich hier nicht um ein mögliches Schäferstündchen, sondern um die
technischen Raffinessen der Liegestatt dreht, mit denen sie den Kopf ihres
Mannes aus dem Labor heraufbefördern und am Leben erhalten kann.
Nach dem tödlichen Unfall ihres Gatten wird zwar Carmens kranker Wahn
offensichtlich, dennoch präsentiert sie ihre wahre Identität dem Leser erst
bei dem aufreibenden, teilweise auf wirklich makabren Finale. Speziell bei der
Leküre der letzten Seiten, auf denen abschliessend noch erwähnt wird, was
Marco eigentlich mit den Körperteilen seiner Opfer veranstaltet hat, bleibt ein
Schauder nicht aus.
Grosses Kino auch, als Frankenstein himself das grosse Geheimnis um die Mojales
in seinem Monolog lüftet und für das dramatische Ende sorgt. Das Auftauchen
dieser klassischen Figur der Gruselliteratur ist eine feine Idee von Dan
Shocker, und wieder mal drückt er diesem Thema seinen ganz eigenen Stempel
auf.
Wer die eigenständige (und leider nicht abgeschlossene)
"Frankenstein-Serie" von DS kennt, sollte sich von dieser Version des
Frankenstein-Themas nicht irritieren lassen - theoretisch könnte diese
Geschichte aber auch das fehlende Ende der Serie sein...
"Corrida der Dämonen"
Larry Brent ist spurlos verschwunden! Die PSA schlägt umgehend Alarm, als von
dem Agenten kein Lebenszeichen mehr zu vernehmen ist. Von dem PSA-Ring ist zwar
noch nicht Larrys Todesmeldung gesendet worden, dennoch wird Morna Ulbrandson
schnellstens nach Mexico-City geschickt, um in dem letzten Aufenthaltsort des
Verschollenen nach dem Rechten zu sehen.
Sie findet einige Spuren ihres Kollegen, doch er selbst bleibt unauffindbar. Wie
es scheint, war er einer unheimlichen Vereinigung auf den Fersen, denn in
Mexico-City haben sich einige Anhänger der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my
niedergelassen, wo sie Vorbereitungen zur Rückkehr ihrer Herrin treffen.
Immer wieder werden in jüngster Zeit Menschen in Mexico entführt.
Die männlichen Opfer wachen mitten im Dschungel in der Ruine einer alten Arena
wieder auf. Von einem dämonischen Torero werden sie vor den Augen einiger
vermummter Gestalten auf den Zuschauerrängen über den Sandplatz gehetzt, um
abschliessend ihren gewaltsamen Tod zu Ehren der Dämonengöttin zu finden. Die
weiblichen Entführten hingegen infizieren sich mit einer Art Teufelsmal,
welches sich rasend schnell ausbreitet, den gesamten Körper in eine
unansehnliche blaue, knotige Masse verwandelt und dabei auch das Wesen der
Mädchen verändert. Sie mutieren zu willenlosen Dienerinnen der
Rha-Ta-N’my.
Hinter diesen dunklen Machenschaften scheint ein Mann namens Raymondo Camero zu
stecken. Morna versucht diesem Kerl auf die Schliche zu kommen, da er auch etwas
über den Verbleib Larry Brents wissen könnte, doch noch ahnt sie nicht, daß
die Ereignisse in Mexico-City erst der Anfang sind...
Wir lesen hier ein Solo-Abenteuer von Morna Ulbrandson, und fast wird sie schon
zu einer Randfigur degradiert, denn die Ereignisse um die Rha-Ta-N’My-Sekte
entwickeln sich ohne grosses Zutun der PSA-Agentin.
Sie ist vielmehr damit beschäftigt, ihrem Freund und Kollegin Larry auf die
Spur zu kommen, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Gegen Ende
erst gerät sie in die Mühlen von Cameros Machenschaften, erfährt von den
düsteren Ereignissen in Mexico-City und muss erkennen, daß sie erst ganz am
Anfang steht.
Ebenso wie der Leser, denn diesen Band kann man als eine Art Einleitung in den
Zyklus um die geplante Rückkehr der Dämonengöttin ansehen. Wie sich die
Handlung weiterentwickelt und wo unser guter Freund Larry denn letztendlich
abgeblieben ist, dürften wir wohl erst in dem Folgeband erfahren.
Etwas irritierend stiess mir dieser fantastische Rahmen auf, wie er oft bei den
Geschichten um Rha-Ta-N’my seinen Gebrauch findet. Dieser Charakter passt nun
mal nach meinem Geschmack besser in die MACABROS-Serie...
Fazit
Diesmal entführt uns Dan Shocker jeweils in eine wild-romantische Gegend.
Einmal in die einsame Berglandschaft der spanischen Pyrenäen und später in den
undurchdringlichen Dschungel bei Campeche, wenn wir nicht gerade durch die
verwinkelten Strassen von Mexico-City stolpern.
Beide Geschichten unterscheiden sich diesmal absolut in ihren Rahmen und
Motiven.
Zuerst serviert man uns eine fast schon klassische Gruselgeschichte gefolgt von
einem magisch-fantastisch angehauchten Horror-Thriller.
Von Pat Hachfeld bekommen wir dafür bei den Illustrationen ein gemeinsames
Motiv geboten - beide Male eine widerlich anzusehende Horror-Fratze. Einmal das
von Carmen Mojales geschaffene Wesen Marco und dann den entstellten Schädel
einer der infizierten Rha-Ta-N’my -Dienerinnen.
Auf dem Buchdeckel finden wir diesmal das Original-Cover von "Corrida der
Dämonen" - dieser arme Kerl in der Arena dürfte entweder Bill Hathly oder
Phil Hawkins sein (wobei ich auf Letzeren tippe), jedenfalls einer der beiden
namentlich erwähnten Männer, die durch die Arena gehetzt werden. Insgesamt ist
das Cover düster, makaber - fast schon brutal, aber in alter Lonati-Manier
einfach gut gemacht.
Gespannt kann man jedenfalls schon auf Band 28 sein, um das weiterzulesen, was
in Band 27 begonnen wurde...
Vorgeschlagen von Bjoern
[Profil]
veröffentlicht am 24. April 2006 2006-04-24 15:44:27