Die Suche nach dem heiligen Gral, dem Becher des letzten Abendmahls Jesu
Christi, bewegt die Menschheit seit Generationen. Sagen und Legenden wurden
darum herum gesponnen und sind bis heute so lebendig, dass man gar nicht mehr
genau unterscheiden kann, wo Historie aufhört und Fantasie beginnt.
Eine der bekanntesten Sagen dieses Stoffes dürfte die um König Artus, sein
legendäres Schloss Camelot und die Ritter der Tafelrunde sein, die bis heute -
natürlich auch durch die mannigfaltige Aufarbeitung dieses Themas durch die
Filmindustrie - in vielen Köpfen allgegenwärtig ist. Der gute König Artus und
seine Ritter, die sich stets auf dem Pfad der Tugend befanden und natürlich mit
befreitem Herzen gegen das Böse kämpften, sind wohl jedem Kind ein Begriff.
Auch Peter Schwindt, der sich zuletzt durch die "Justin Time"-Reihe
einen Namen im Jugendbuchbereich gemacht hat, nimmt sich in seinem neuestem Werk
"Gwydion" der Artus-Sage an. Waren seine Helden bislang solche, die
mit fantastischen Abenteuern zukunftsgewand agierten, so ist sein neuer Held
einer aus längst vergangenen Zeiten. Ein jugendlicher Schweinehirt, der es sich
partout in den Kopf gesetzt hat, Ritter am Hofe von König Artus zu werden.
Seine Chancen, diesen Traum zu verwirklichen, sind allerdings mehr als gering,
denn er ist ja nicht einmal adeliger Abstammung.
Trotzdem. Gwydion hält an seinem Wunsch fest. Und als eines Tages die Sachsen
den Hof seines Vaters überfallen, bricht für den Jungen ein neues Leben an. Er
begegnet Sir Humpert von Llanwick, einem in die Jahre gekommenen Ritter, der
zudem ziemlich herunter gekommen ist. Doch er weist Gwyn den Weg nach Camelot,
und es gelingt dem Jungen tatsächlich in die edle Runde der Ritter der
Tafelrunde aufgenommen zu werden - wenn auch nur als Knappe des Ritters Sir
Urfin, der sich seiner auf fast väterliche Weise annimmt.
Und bald wird klar, dass es wohl in Gwydions Berufung liegt, Camelot nahe zu
sein. Immerhin trägt er das Amulett des Einhorns um seinen Hals, das einst ein
Geschenk seiner viel zu früh gestorbenen Mutter war. Nach einer alten
Prophezeiung aber soll das Einhorn eines Tages über das Schicksal Britanniens
entscheiden.
Peter Schwindt, dessen Justin Time-Bücher schon eine große Fangemeinde erobert
haben, kann sich sicher sein, mit seinem Buch "Gwydion" ebenso viele
Leser erreichen zu können. Die Artus-Sage wird hier einmal aus der Sicht eines
Knappen erzählt, wobei nicht nur die großen Heldentaten in den Mittelpunkt des
Geschehens rücken, sondern auch die kleinen Alltäglichkeiten, die Sorgen
jener, die in weniger gut betuchten Familien groß geworden sind. Dem großen
Helden Artus, der ebenfalls in Schwindts Roman nicht mehr zu den jüngsten
Vertretern seines Standes zu zählen ist, hat fast großväterliche Züge und
ist bemüht darum, alles für das Wohlergehen seiner Enkelin Aileen zu tun. Sie
ist die Tochter von Artus` Sohn Mordred, der gleichzeitig sein größter
Widersacher ist und einen fürchterlichen Krieg beginnt, um die Macht an sich zu
reißen.
Bei aller Hinwendung auf die Artus-Sage aber ist das Buch von Peter Schwindt auf
keinen Fall nur eine Neuauflage einer alten Geschichte, die bereits tausendfach
erzählt wurden, sondern ein Buch, das sich seinen eigenen Weg zur Sagen- und
Historienwelt des guten alten Britanniens sucht und Personen und Ereignisse
lebendig werden lässt, die so ganz sicher nicht historisch verbürgt, sondern
reine Gebilde der Fantasie sind. Und gerade das macht das Erzählte so lebendig.
Fazit
Natürlich sind weitere Bücher in dieser Reihe geplant. Das geht auch gar nicht
anders, denn es bleiben am Ende dieses Romans noch so viele spannende Fragen
offen, die unbedingt noch beantwortet werden müssen. Sicher werden viele
bereits nach der Lektüre von "Der Weg nach Camelot" mit Ungeduld auf
Band 2 warten.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 29. März 2006 2006-03-29 16:53:56