"Niccolo Machiavelli gilt manchen als der Inbegrif politischer Unmoral. Er
ist aber auch der Ahnherr einer emprisch-pragmatischen Politikwissenschaft. Vor
allem sein Buch über den Fürsten (Il principe) ist als eine Provokation
empfunden worden und hat die Diskussion über das Verhältnis von Macht und
Moral im Staat über die Zeiten stets wach gehalten. Der Principe ist nicht
zuletzt deshalb so interessant, weil er auf knappem Raum die Grundzüge des
Denkens enthält, die Machiavelli an anderer Stelle...behandelt hat."
Diese Sätze stehen in dem bis heute wichtigsten Forshcungsband über
Machiavelli, "Demaskierung der Macht", der von Herfried Münkler und
anderen herausgegeben ist. Die Worte beschreiben treffend, warum "Il
principe" bis heute ein wegweisendes Buch des politischen Denkens geworden
ist. Der Begriff des "Machiavellismus" ist bis heute ein wichtiger -
wenn auch - und dies wird bei der Lektüre dieses Werkes deutlich - nicht
hilfreicher Begriff, um das Werk Machiavellis zu begreifen. Niccolo Machiavelli
war - und dies wird im "Fürsten" deutlich - ein faszinierender Kenner
des menschlichen Verhaltens und der Machteroberung und -bewahrung. Nicht umsonst
heißt es von modernen erfolgreichen Diktatoren, etwa Hitler und Stalin, sie
hätten ihren "Machiavelli" gründlich gelesen. Während Hobbes seine
Erkenntnisse als Ergebnisse streng naturwissenschaftlicher Untersuchungen
betrachtet, die jederzeit empirisch nachprüfbar sind, beruft sich Machiavelli
vor allem auf politische Erfahrung, politische Klugheit und seine Kenntnis der
Geschichte. Er fragt nicht nach dem "warum", sondern nach dem
"wie". Machiavelli ist ein uneingeschränkter Befürworter des
"starken Staates", wie er sich im Absolutismus herausbildete, wobei
Machiavelli klarstellte, dass sich ein solcher Staat auch in Form einer Republik
- ebenso wie in einer Monarchie - realisieren lässt. Der "Fürst"
zeigt, dass Machiavelli ein gnadenloser Realist ist, der als Begründer der
"Wissenschaft der Politik" gelten kann. Ebenso wie Platon strebte
Machiavelli nach allgemeingültigen Erkenntnissen und analysierte die
Erfolgsbedingungen politischen Handelns vor dem Hintergrund der Geschichte.
Anders als Platon stellte Machiavelli die politischen Verhältnisse jedoch so
dar, wie er sie vorfand, ohne philosophische oder theologische Überhöhung.
Dies zeigt sich schon im Vorwort an Lorenzo Medici, das im Jahre 1513, nach der
Rückkehr der Medici an die Macht und der Verbannung Machiavellis, entstand:
"Ich habe dies Werk nicht ausgeschmückt und überladen mit wohlgebauten
Perioden, hochtragbenden und großartigen Worten oder anderem äußerlichen
Zierat, womit viele ihre Schriften aufzuputzen pflegen. Denn ich wollte, dass
nichts Äußeres ihm Ehre mache und dass allein die Mannigfaltigkeit des Inhalts
und der Ernmst des Gegenstandes ihm Gunst erwerbe." Sein realistisches
Menschenbild ist es, welches das Werk - den Klassiker der Machteroberung und
-erhaltung, noch heute so wertvoll macht.
Fazit
Daher bleibt zu sagen: Wer sich für Macht und Prozesse von Machteroberung und
Machterhaltung interessiert, dem sei dieses Werk als wichtige Lektüre
empfohlen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 20. Februar 2006 2006-02-20 18:58:17