Gesellschaften und ihre Zwänge.
Die junge Protagonistin Effi Briest heiratet den über zwanzig Jahre älteren
Geert von Instetten. Von Instetten ist zunächst Landrat in der Provinz und muss
viel Reisen. Arm an gesellschaftlich gleichgestellten Kontakten langweilt sich
die junge Frau. Der treue Hund Rollo, die Geburt einer Tochter und das
Kindermädchen Roswitha sind für die aufgeweckte Frau zuwenig. Wie nebenbei
stellt sich der Bezirkskommandant Crampas ein. Ein Freund Instettens, bekannt
als Frauenheld, kommt es zu zahlreichen Zweiertreffen zwischen Effi und
Crampas.
Durch die Versetzung von Instettens nach Berlin in ein Ministerium findet Effi
zurück ins gesellschaftliche Leben. Alles wurde anscheinend gut. Doch Jahre
später findet von Instetten zufällig Briefe von Crampas an Effi aus der Zeit
im Kessin. Geert bittet einen guten Freund sein Ajudant in einem Duell mit
Crampas zu sein. Der Dialog der beiden Männer über Moral, Ehre und Verjährung
ist folgenschwer und das wahre Kernstück dieses Romans.
Das Duell findet statt. Crampas stirbt. Von Instetten lässt sich scheiden
behält die Tochter aber bei sich. Effi vom Elternhaus zunächst verstoßen lebt
einsam mit dem Kindermädchen in einer kleinen Wohnung. Als sie schwer erkrankt,
holen sie die Eltern nach Hause.
Fazit
Die Geschichte wird leise und behutsam erzählt. Alles geschieht, ohne das die
Personen sichtbar handeln. Wie vorbestimmt, fügt sich jeder in seine Rollen und
folgt gottergeben den Zwängen der Gesellschaft.
Fontanes Gesellschaftskritik gegen Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts beruht
auf einem wahren Ereignis. Neben Tolstois Anna Karenina und Flauberts Madame
Bovary ist dieser Roman auch als Um- oder Aufbruchroman zu verstehen.
Vorgeschlagen von Lothar Hitzges
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veröffentlicht am 12. Februar 2006 2006-02-12 09:27:33