Die Autorin von "Brave Frauen kommen in die Wechseljahre" beleuchtet
kritisch, dass (im Jahre 2003) jede dritte deutsche Frau eine
Hormon-Ersatz-Therapie bekommt und dazu jährlich Medikamente für 600 Mill.
€ verschrieben werden. Kurz vor Fertigstellung des vorliegenden Buches wurden
zwei große Hormon-Studien wegen nicht kalkulierbarer Nebenwirkungen
abgebrochen, so dass es völlig umgeschrieben werden musste. Pharma-Unternehmen
starteten nach Abbruch der Studie fieberhafte Aktivitäten, sie lieferten eine
Schlacht von Pressemitteilungen und Stellungnahmen, um die Patientinnen bei der
Stange zu halten.
Die Autorin fragt zu Recht, ob diffuse Ängste von Frauen benutzt werden, um
einer wachsenden Zahl niedergelassener Gynäkologen aus einem unerschöpflichen
Marktpotential sichere Einkünfte zu verschaffen. Sie warnt vor der scheinbaren
Vorbeugung gegen Krankheiten, die ein großer Teil der Frauen gar nicht bekommen
wird. Kritisch beleuchtet Schneider den Markt der Anti-Aging-Welle, der
Lifestyle-Medizin und der einträglichen IGEL-Leistungen in Arztpraxen.
In vielen die Frauengesundheit betreffenden Bereichen bestehen nach wie vor
Forschungsdefizite, das Frauenbild deutscher Ärzte erscheint altertümlich.
Warum Krankheiten bei Männern und Frauen so unterschiedlich verlaufen können,
scheint niemanden zu interessieren, während banale Beschwerden zu
einträglichen Syndromen aufgebauscht werden.
Schneider hält Hormonpräparate für ungeeignete Problemlöser, die
Lebensqualität lasse sich auch anders erhöhen. Frauen sollten stattdessen in
den Wechseljahre endlich Ballast abwerfen und neue Chancen nutzen.
Fazit
Ein kritischer, sorgfältig recherchierter Ratgeber für mündige Patientinnen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 07. Februar 2006 2006-02-07 15:18:05