Nicht erst seit der "Super Nanny" wissen Eltern, dass Rituale wichtig
in der Erziehung unserer kleinen Wildfänge sind. Dass diese so ihre Grenzen
kennen lernen, aber auch ihre Freiheiten austesten, ihre eigenen Erfahrungen
machen können.
Einen ganz wichtigen Stellenwert hat dabei das Abendritual in der Familie. Der
Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, wichtig aber ist, dass das Kind zur
Ruhe kommt und den Tag noch einmal Revue passieren lassen kann. Dass es einmal
reflektieren kann, was gut war, was schlecht war an diesem Tag. Leider geht
gerade dieses Ritual im hektischen Familienalltag viel zu oft verloren.
Im Terzio-Verlag ist nun ein ganz wundervolles Buch erschienen, das den Titel
"Mein Ringelbuch" trägt. Zwei Spanierinnen haben diesem Werk zum
Leben verholfen. Am Anfang stand eine Idee, mit der die Kommunikationstrainerin
Susan Noonan einer Freundin aus einer verzwickten Familiensituation helfen
wollte. Deren kleiner Sohn fühlte sich als mittleres von drei Kindern
vernachlässigt. So entwarf Susan Noonan ein persönliches Tagebuch, das
speziell auf diesen Jungen zugeschnitten war. Maria Eugenia Leitao, ihre
Kollegin, half ihr beim Entwurf.
Nun ist das Tagebuch schreiben ja in der Regel eine Sache, die erst ältere
Kinder interessiert. Wie also soll ein Vierjähriger, der noch gar nicht
schreiben kann, ein Tagebuch führen? Die Antwort ist ganz simpel: Jedes
Ringelbuchblatt unterteilt sich in kurze Fragen nach dem Tag: Mit wem habe ich
heute gespielt? Was habe ich gegessen? Was hat mir gut gefallen? Was hat mir
nicht so gut gefallen? Natürlich müssen die Eltern beim Ausfüllen helfen. Die
Antworten aber können kurz und bündig aufgeschrieben werden. Fragen und
Antworten sind eine wichtige Möglichkeit des Austausches zwischen Eltern und
Kindern.
Die Kleinen aber können auch aktiv am Schreiben teilnehmen, denn es bleibt
immer ausreichend Platz, um einmal ein Bild zu malen oder eine schöne
Eintrittskarte vom letzten Zoobesuch einzukleben. Außerdem gibt es
"Ereignisaufkleber". War ein Tag gut für das Kind, so kann es eine
Sonne wählen, war der Tag schlecht, so zieht das Gesicht seine Mundwinkel nach
unten. Jedes Kind rückt so für einen Moment in den Mittelpunkt des Geschehens
und kann die ganze Aufmerksamkeit seiner Eltern auf sich ziehen.
Doch auch für einen weiteren Bereich bietet das "Ringelbuch"
Möglichkeiten. Denn - leider - gibt es heute viele Familien, die auseinander
gerissen wurden, wo der Vater hier, die Mutter mit dem Kind (oder umgekehrt)
dort lebt. Natürlich gibt es Telefone, aber mit dem Ringelbuch hat das Kind
über einen längeren Zeitraum - das Buch ist auf 12 Monate ausgelebt - die
Möglichkeit, dem getrennt lebenden Elternteil persönlich aufzuzeigen, was es
wann und wie bewegt hat. Vielleicht lassen sich so schmerzhafte Trennungen ein
wenig leichter verarbeiten.
Fazit
Nun ja, und wer sagt schon, dass Ringelbücher nur von Kindern ausgefüllt
werden müssen. Sie bieten auch Erwachsenen, die vielleicht nicht gerne allzu
viel schreiben, ungeahnte Möglichkeiten. Man muss sich einfach nur einmal
darauf einlassen.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 03. Februar 2006 2006-02-03 16:16:46