Autoren aus dem Westen haben eine Vorliebe für fernöstliche Schauplätze.
Mitchells so genannter Matrix-Roman spielt in Japan, Hongkong, China, in der
Mongolei, St. Petersburg, London und Irland. Seine Figuren sind ein der
Aum-Sekte nachempfundener Terrorist, ein japanischer Jazz-Fan und ein Broker,
in dessen Wohnung ein Geist als Untermieter zu wohnen scheint. Eine alte Frau,
im Krieg traumatisiert, betreibt auf einem heiligen Berg eine Teestube für
Touristen. Die mongolischen Handlungsträger werden von einer Art Symbiont
aufgesucht und ausspioniert. Schamanen-gewohnte Menschen scheinen willige Opfer
für Schmarotzer aller Art zu sein. Ein angeblich perfekter Kunstraub und ein
Radiosender bieten der Fantasie der Leser zusätzlich eine angenehme Spielwiese.
Die verrückten Charaktere, Mitchells Schauplätze und seine humorvolle
Erzählweise haben mir gut gefallen. Doch dass die Leser die vielen
Handlungsstränge ohne Organigramm selbst auf einer Matrix anordnen müssen,
erweist sich als lästig. Mitchells Darstellung weiblicher Charaktere prägt ein
neues Murphy-Gesetz: je jünger der Autor, desto altmodischer sein Frauen-Bild.
Fazit
Solide Unterhaltung in Murakami-Art.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 29. Januar 2006 2006-01-29 18:03:25