Historische Romane sind ja groß in Mode. Das finstere Mittelalter bietet sich
geradezu an als Kulisse für jegliche Art von Abenteuer-, Liebes- oder
Kriminalgeschichten, und besonders die Erzählungen über Leid und Leben
berühmter historischer Zeitgenossen jeglicher Epoche erfreuen sich bei Autoren
und Lesern wachsender Beliebtheit. Leider beschränken sich die Mehrzahl der
historischen Romane auf das Niveau des "Schmökers", also einer
schlichten, spannenden, unterhaltsamen Geschichte zum Abschalten ohne jeden
Tiefgang. Wenn es gut geschrieben ist, findet auch diese Form von Buch seinen
Platz in meinem Bücherschrank ("Die Päpstin" und selbst "Die
Säulen der Erde" möchte ich nicht missen), die blutrünstigen verschenke
ich gleich weiter, und die langweiligen ebenso. Doch nun hat sogar eines der
Exemplare dieses Genres den Weg in mein Regal der besonderen Bücher gefunden:
"Wer gab Dir, Liebe, die Gewalt". So ungewöhnlich der Titel dieses
Buches ist, so ungewöhnlich ist sein Inhalt. Die in Westfalen geborene Autorin
Viola Alvarez, studierte Germanistin, Historikerin und Dramaturgin, beweist in
ihrem Roman über den berühmten Minnesänger Walther von der Vogelweide, dass
sie mitreißend erzählen kann, und vor allem, dass sich Vielseitigkeit und
Facettenreichtum in einer Geschichte nicht nur in die Breite erstrecken kann,
sondern auch in die Tiefe. Dies gepaart mit Anteilnahme und menschlichem
Einfühlungsvermögen, dazu die schillernde Kulisse des Mittelalters - ein
ausgesprochener Genuß.
Fazit
Herausragender historischer Roman.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 28. Januar 2006 2006-01-28 04:01:15