Ab nach Paris, dachte ich mir und griff bei diesem Buchtitel und seinem
Klappentext zu. Für Kriminalromane im "Miss Marple"-Stil gibt es ja
schon eine ganze Reihe von Autorinnen und Autoren, z. B. ermittelt in Cornwall
"Miss Mabel" (Rebecca Michéle) oder am Niederrhein "Kati
Küppers" (Barbara Steuten). Wenn der Verlag also einen Krimi als die
"Miss Marple von Paris" ankündigt, dann wird er gewisse Erwartungen
bei den Lesern wecken. Und diese werden im vorliegenden Roman erfüllt.
Madame Bertin ist Inhaberin einer Bäckereikette in Paris. Sie hat als
Bäckermeisterin höchste Ehren erlangt und darf deshalb den französischen
Präsidenten im Elysée-Palast beliefern. Doch nun möchte sie sich zur Ruhe
setzen und hat die Geschäftsführung an ihren Neffen abgegeben. Plötzlich
sieht sie im Haus gegenüber hinter einer Fensterscheibe eine blutige Hand
hinabgleiten. Aufgeregt begibt sie sich dorthin, weil sie einen Unfall vermutet.
Doch da ist im Hausflur und an dem Fenster nichts zu entdecken. Ihr Anruf bei
der Polizei lässt sie jetzt dumm dastehen. Doch nicht mit Madame Berti!. Sie
ist fest davon überzeugt, dass in diesem Haus ein Verbrechen geschehen ist.
Schließlich weiß sie doch, was sie gesehen hat. Ihr Counterpart von der
Polizei ist da ganz anderer Meinung. Die Verwicklungen machen den Roman immer
spannender. Dadurch, dass das Setting schon durch den Lieferantenstatus an die
Regierungskreise heranreicht, zeigen die verschiedensten Spuren wunderbar auch
in diese Richtung. Zudem gibt es ein zwielichtiges Restaurant, in welchem
gepokert wird. Die Pokerrunden sind ebenfalls mit hochrangigen Geschäftsleuten
und Politikern besetzt.
Das Pariser Lokalkolorit kommt hervorragend zum Vorschein. Man sieht die
Wasserpfützen auf den Gehsteigen, man riecht den warmen Gestank der Metro.
Paris-Liebhaber werden einen großen Wiedererkennungswert haben, sehr bildreich
wird diese Metropole in die Handlung eingebunden. Ebenso bildreich, aber für
mich wesentlich zu detailreich und langatmig, sind die Beschreibungen von
Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs, z. B. der Inhalt eines Kühlschrankes
über mehrere Seiten hätte gerne gekürzt werden können, ohne dass der
Handlung des Romans damit Schaden zugefügt worden wäre.
Fazit
Ein gemütlicher und humorvoller Krimi mit einem besonderen Lokalkolorit, der
mir sehr viel Spaß gemacht hat.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 11. November 2018 2018-11-11 11:34:28