"Liebe und Sex in den Zeiten maximaler Möglichkeiten" steht als
Erläuterung in der Unterzeile, und führt den Leser gleich auf die richtige
Spur. Was diesen erwartet, ist ein modernes Sachbuch über das Liebesleben,
geschrieben aus soziologischer Sicht. Der in Berlin lebende Autor und Redakteur
studierte Germanistik, Anglistik und Soziologie und erläutert auf 240 Seiten
und Hilfe von und 200 Werken der Sekundärliteratur von wissenschaftlichen
Fachartikeln bis zu "Wuthering Heights" von Emily Bröntë, was den
Zilivisationsmenschen des 21. Jahrhundert in der Liebe umtreibt. Für ihn ist
"Liebe kein Gefühl, sondern Kommunikation (S.15)". Um die Regeln
dieser Kommunikation geht es: um den heimlichen Code dieser Liebessprache, den
wir unbewußt alle kennen und anwenden. In seiner Analyse beginnt Schuldt mit
der historischen Entstehung dessen, was wir heutzutage als "Liebe"
meinen, und beschreibt auf seinem Weg bis zum "Ausblick: die Romantik des
Cybersex" den Menschen als Individuum, Paar oder Gruppe in jeglicher
Beziehung zum Phänomen Liebe. Dabei ist es ihm gelungen, seine solide
wissenschaftliche Analyse verständlich und interessant zu erläutern. Das
Herausragende ist jedoch, dass er es schafft, Gegensätze nebeneinander stehen
zu lassen. Er verbindet sie miteinander in einem gedanklichen Konzept, das
zulassen kann, dass es ein Umstand auch gleichzeitig sein Gegenteil bedingen
kann. Dies gilt auch für sein ganzes Buch: er entzaubert die Liebe, und trägt
damit dazu bei, dass dieses komplizierte Spiel überhaupt machbar wird...
Fazit
Ein sehr interessantes Buch, das sich dadurch auszeichnet, dass es von einem
völlig undogmatischen Gedankenkonzept getragen wird. Sehr zu empfehlen!
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 28. Januar 2006 2006-01-28 03:58:11