In der Lokalpresse wurde über eine Lesung zweier Autoren in Offenbach aus ihrem
neuen Buch: "Literaturland Hessen" berichtet. Neugierig geworden, habe
ich mir dieses Buch besorgt und ich muß gleich sagen: es ist ein Juwel. Auf 415
Seiten wird eine Literatur- und Kulturgeschichte Hessens dargeboten, die an
Verständlichkeit der Darstellung, Spannung und Plastizität meines Erachtens
bisher einmalig ist. Hessens Städte, Berge und Flüsse, seine vielfältigen
Landschaften und seine kulturellen Zeugnisse kann man in den literarischen
Texten kennenlernen. Dies beginnt gleich beim ersten Beitrag, der Literaturstadt
Frankfurt, die Goethe als Schwerpunktthema hat (wobei ein hervorragendes
Kurzportrait Goethes mitgeliefert wird), welches seine literarischen Stationen
in Hessen verdeutlicht. Aber auch weitere "Köstlichkeiten" kann der
Leser entdecken: so wird ausführlich über das Alltagsleben der Frankfurter
Messestadt, die Krönungen der deutschen Kaiser berichtet und es werden auch
unbekanntere Autoren ins Blickfeld gerückt. So wird auf die berühmte erste
Veröffentlichung des Fauststoffes (Historia von D. Johan Fausten aus dem Jahre
1587) beim Frankfurter Drucker Johann Spies ebenso verwiesen wie auf heute
unbekanntere Dichter verwiesen, wie Johann Friedrich Maximilian Klinger oder
Johann Kaspar Riesbeck, der in seinen "Reisebriefen" den Alltag der
hessischen Bewohner mit genauen Landschafts- und Städtebeschreibungen lieferte.
Auf ähnliche Art und Weise werden Nordhessen (Kassel mit den Brüdern Grimm),
die Mitte des Landes (Schwerpunktthema: Georg Büchner) und der Rheingau und
Wiesbaden (Schwerpunktthema: Romantik) erfasst. Die Region Darmstadt und seine
zahlreichen Dichter werden ebenfalls ausführlich besprochen, wobei hier der
Ober-Ramstädter und später in Göttingen lehrende Gelehrte Georg Christoph
Lichtenberg, ein bekannter Wissenschaftler seiner Zeit. Ein ausführliches
Quellen- und Literaturverzeichnis rundet diesen hervorragend gelungenen Band ab.
Man merkt, dass beide Autoren Redakteure sind: Sie arbeiten als
Literaturwissenschaftler in Frankfurt und sind auch beim Hessischen Rundfunk als
Literaturredakteure tätig. Dies merkt man dem Schreibstil an: verständliche,
kurze Sätze, es wird sich auf das Wesentliche konzentriert.
Fazit
Das Buch ist so spannend zu lesen wie ein Krimi und ist für mich eines der
schönsten Neuerscheinungen aus dem Jahre 2005.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 31. Dezember 2005 2005-12-31 13:17:20