"Barmherzigkeit", was für ein großes Wort in einer Zeit, in der
viele vor allen Dingen nur an sich und weniger an ihren Nächsten denken. Dass
Barmherzigkeit aber gelebt werden kann, jeden Tag und sogar von den ganz
Kleinen, zeigt das Buch "Engel ohne Flügel", das im Ernst
Kaufmann-Verlag erschienen ist.
Lisa geht seit einigen Tagen nicht mehr zur Schule. Sie ist so traurig, erfährt
Kathrin, als sie die Freundin besucht, weil ihr Bruder Luca schwer erkrankt ist
und ihm nur eine Operation in Amerika helfen kann. Doch dafür fehlt den Eltern
das Geld.
Am letzten Schultag vor den Sommerferien spricht Lehrer Wacker im Unterricht das
Thema "Barmherzigkeit" an. Die Schüler diskutieren. Einige verstehen
nicht, dass der barmherzige Samariter, dessen Geschichte Herr Wacker erzählt,
dem verletzten Mann, den er findet, hilft und sogar Geld für seine Pflege
ausgibt. Sogar die Schruweck-Zwillinge beteiligen sich am Unterricht. Das tun
sie selten, meist haben sie nur Unsinn im Kopf und wohnen nicht gerade in der
feinsten Siedlung der Stadt. Auch der Streber, der eigentlich Marius heißt,
meldet sich zu Wort. Doch bald ist die Stunde zu Ende und der Lehrer gibt den
Schülern eine Denkaufgabe mit in die Ferien: "Was ist
Barmherzigkeit?", lautet sie.
Nun hat Kathrin Zeit, über Lucas Schicksal nachzudenken und bald wird klar,
dass Geld gesammelt werden muss für die teure Operation. Der Professor,
Kathrins Freund, die Schruweck-Zwillinge und Marius machen schließlich mit. Sie
sammeln Pfandflaschen, veranstalten einen Flohmarkt, doch so richtig viel Geld
kommt dabei natürlich nicht zusammen. Da hat einer eine ziemlich blöde Idee.
Auf einem Feldweg, den viele Autofahrer als Abkürzung benutzen, wollen die
Kinder ein Loch graben. Autofahrern, die darin stecken bleiben, wollen sie dann
- gegen eine kleine Gabe - ihre Hilfe anbieten.
Doch gleich der erste, der stecken bleibt, ist ziemlich sauer auf die Kids. Herr
Harmsen möchte, dass sie den Schaden wieder gut machen. Die Kinder sollen
Zeitungen austragen, denn Herr Harmsen, so heißt der Mann, arbeitet bei der
örtlichen Tageszeitung. Und hört sich natürlich auch noch die Geschichte von
Luca an. Bald weiß er Rat, wie die Kinder Geld für die Operation verdienen
können. Er startet einen Hilfeaufruf.
Barmherzigkeit beweisen in Hiltraud Olbrichs Geschichte "Engel ohne
Flügel" also gleich mehrere. Zum einen die Kinder, die für Luca einstehen
und ihm helfen möchten. Zum anderen natürlich Herr Harmsen, der den bösen
Streich der Kinder, der vor allen Dingen aus Unüberlegtheit ausgeübt wurde,
nicht zur Anzeige bringt, sondern großzügig darüber hinwegsieht und sogar
noch eine zündende Idee hat, wie die Freunde an Geld kommen können.
Fazit
Die Autorin beweist, dass jeder in vielen Situationen ganz einfach barmherzig
sein kann und dass sich christliche Werte auch heute noch leben lassen. Die
ansprechenden Bilder zu diesem Buch, das sich an junge Leser ab etwa 9 Jahren
wendet, hat Astrid Leson beigesteuert. Es geht in der Erzählung um Freundschaft
und Hilfsbereitschaft, um ausgegrenzt sein und zueinander finden.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 16. Dezember 2005 2005-12-16 17:15:19