Ein Großstadtroman, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, deren Leben
nach einer Vergewaltigung aus den Fugen gerät.
Wenn Frau Hell als Nachbarin von Frau Dunkel in einem sanierungsbedürftigen
Mietshaus in Berlin lebt, von Frau Wang mit kämpferischer Selbstsicherheit
ausgestattet wird und dem jungen Bankräuber März behilflich ist, erinnern uns
schon allein die sprechenden Namen an berühmte Vorbilder. Um es gleich
vorwegzunehmen: Dieses Debüt ist recht ansehnlich, obwohl es an vielen Stellen
wahrlich bemüht und umständlich daherkommt - und sich allzu auffällig danach
sehnt, "große Literatur" hervorzubringen, was in Deutschland leider
auch immer gleich bedeutend mit unnötiger Verkomplizierung, mannigfaltigen
Metaphern und ungern gelesenen Sätzen ist. Da gibt es Absurditäten wie
"schönwetterhimmelfarbene Druckschichten", da fällt die
"Direktsonne ins Fenster", Geschäfte sind "ausgeblutet" und
Fensterscheiben sind natürlich "fettblind".
Dennoch ist die Geschichte von Hell, die nach einer Vergewaltigung zur
"Schattenboxerin" geworden ist und März, der mit Hilfe alter Fotos
seinen Ostberliner Vater sucht, schön erzählt und recht gut gelungen.
Inka Parei wurde 1967 in Frankfurt geboren und studierte Germanistik,
Soziologie, Politikwissenschaften und Sinologie. Sie lebt in Berlin und verfügt
offenbar über so gute Ortskenntnisse, dass Berlinkenner und -freunde häufig
Aha-Erlebnisse haben.
Fazit
Schade, dass man solange nichts mehr von Inka Parei gehört bzw. gelesen hat...
Vorgeschlagen von Heide John
[Profil]
veröffentlicht am 23. August 2005 2005-08-23 17:49:01