Ein japanischer Hobby-Astronom, ein deutscher Unternehmensberater, eine junge
Frau, die geheimnisvolle E-Mails in die Welt schickt, ein toter Fotograf und
rätselhafte Aufzeichnungen...
Zunächst scheinen die Figuren sämtlich eigenständig, doch nach und nach
bilden die Einzelgeschichten eine Art Sternbild, der auf einen größeren
Zusammenhang verweist.
"Kometen" von Stefan Beuse ist ein poetisches und interessant
strukturiertes Buch. Ein Komet nähert sich der Erde und nimmt Einfluss auf das
Leben der Menschen. Nach und nach entschlüsselt auch der Leser, auf welche Art
und Weise die Geschichten in Verbindung stehen und mit einer gewissen Spannung
wartet man auf die Auflösung des Puzzles.
Der Roman besticht nicht nur durch seine Form, geglückt sind auch Einfälle wie
die des zunehmend erblindenden Fotografen, der das Sehen-Können durch Bilder
festzuhalten versucht und die des Großvaters, der unter der Alzheimerschen
Krankheit leidet und alle sinnstiftenden Worte vor dem Vergessen bewahrt, indem
er sie in Notizbüchern durch andere Begriffe umschreibt.
Auch die hier beschriebenen Menschen sind in gewisserweise Kometen, die um die
Erde kreisen, einander näher kommen und sich wieder voneinander entfernen.
Vieles ist dem Zufall unterworfen und vieles bleibt diffus, ist also auch
bezogen auf die Protagonisten nicht genau entschlüsselt.
Interessant ist dieser kleine Roman allemal! Der Autor versteht es, die Sprache
als Instrument zu benutzen und seinen Figuren interessante Charaktere zu
schenken.
Stefan Beuse, 1967 geboren, lebt als freier Autor in Hamburg. Neben einer
Vielzahl von Stipendien erhielt er u.a. 1998 den Hamburger Literaturpreis und
1999 den "Preis des Landes Kärnten" beim Klagenfurter
Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Als Buch erschien 1997 bei Reclam, Leipzig:
"Wir schießen Gummibänder zu den Sternen. Kurze Geschichten"
Vorgeschlagen von Heide John
[Profil]
veröffentlicht am 23. August 2005 2005-08-23 11:34:46