Dan Brown hat mit "Illuminati" einen großen Erfolg erzielt. In Genf
wird ein Kernforscher grausam ermordet, der eine neue Form von Energie,
Antimaterie, entdeckt hat. Der hochexplosive, gefährliche Behälter wird von
Mitgliedern des Geheimbundes Illuminati im Vatikan versteckt. Dieser soll
gesprengt werden. Gleichzeitig entführen diese Mitglieder 4 Mitglieder des
gerade einberufenen Konklaves, das einen neuen Papst wählen soll. Es handelt
sich ausgerechnet um die 4 "Preferiti", also die Kardinäle mit den
meisten Aussichten, die Nachfolge des verstorbenen Papstes anzutreten. Der
Vatikan und das Konklave sind also in höchster Gefahr. Da machen sich die
Tochter des ermordeten Genfer Wissenschaftlers und ein amerikanischer
Illuminati-Experte nach Rom auf, um den Vatikan vor der bevorstehenden Gefahr zu
warnen und die Antimaterie zu finden, bevor es zu spät ist...
Das Buch ist ausgesprochen spannend und erfüllt aus meiner Sicht daher voll und
ganz die Ansprüche eines Thrillers. Denn dieses Wort kommt von "to
thrill" (=zittern). Der Thriller lebt von der Spannung. Dafür
vernachlässigt er andere Aspekte "guter" Literatur: differenzierte
Charaktere gibt es kaum, dualistische Schwarz-Weiß-Zeichnung herrscht vor,
Action-Szenen erfolgen zuhauf, um die Spannung bis zum Ende aufrecht zu
erhalten.
Genau diese "literarischen Rezepte" wendet auch Dan Brown in seinem
Werk an. Es ist - von einem zu unwahrscheinlichen Ende abgesehen, durchaus
spannend. Er ist aber nicht "real" - was gerade das Ende verdeutlicht.
Der Zweck, atemberaubende Spannung, die sich immer mehr steigert, aufzubauen,
ist voll erfüllt. Auch die einzelnen Kapitel sind recht kurz. Die Charaktere
sind dualistisch. Von "suspense" - um mit Hitchcock zu sprechen -
versteht Dan Brown viel. Daher wird das Buch sicherlich auch bald verfilmt
werden.
Fazit
Das Buch wird sicherlich all jene enttäuschen, die über die Spannung
literarische Qualität, also ausgefeilte Charaktere und eine bis ins Detail
durchdachte, ausgefeilte Handlung erwarten. Dies bietet dieses Buch nicht. Es
unterscheidet sich aus meiner Sicht damit von Klassikern wie Frederik Forsyth
und anderen Thriller-Autoren, die - zumindest in besseren Büchern - absolute
Glaubwürdigkeit in allen Details angestrebt haben.
Dies bietet das Buch nicht; es ist stellenweise oberflächlich und platt. Als
reiner Thriller, der Erstinformationen über den Bund der Illuminati gibt,
überzeugt er aber aufgrund seiner ungewöhnlichen Spannung. Unter diesem Aspekt
ist das Werk zu empfehlen, literarisch "gut" ist es aufgrund der oben
genannten Schwächen jedoch nicht. Wer diesen Anspruch erhebt, wird von dem Buch
enttäuscht sein. Wer aber - etwa für den Urlaub - einen rein spannenden
Thriller lesen möchte, der wird von diesem Buch begeistert sein. Eine Bewertung
hängt meines Erachtens daher von der Erwartungshaltung des Lesers ab.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 16. Juni 2005 2005-06-16 21:32:56