Anthropozentrismus als fataler Fehler.
Der Protagonist ist sich seines Ichs nicht sicher. Nach Jahren aus dem Eis
gerettet, weist sein Gehirn Gedächtnislücken auf und er kann nicht sicher von
sich sagen wer er ist. Zumindest das Archiv kann helfen seine Person auf zwei
Vermisste einzugrenzen.
Der Gerettete nimmt an einer Expedition zu einem ferne Planeten teil, auf dem
die Wissenschaft intelligentes Leben vermutet. Nach der Ankunft wird sehr
schnell klar, das der Stand der Wissenschaft dort, dem der Erde gegen Ende des
zwanzigsten Jahrhunderts entspricht. Die Entdecker werden sehr früh bemerkt.
Doch extremes Misstrauen beherrscht die Situation. Der Bordcomputer mit dem
vielsagenden Namen GOD hat seine Schwierigkeiten, adäquate Übersetzungen zu
liefen: "Die Hilflosigkeit, die GOD vor diesen Tausenden Fotos erkennen
ließ, machte dem Menschen bewusst, dass in dieser auf scheinbar absolut
objektive Informationsverarbeitung ausgerichtete Maschine dennoch ein Erbteil
Athropozentrismus geronnen war." Oder anders: "Man wollte etwas
erfahren über eine fremde Vernunft, und man erfuhr, welch enge
Geistesverwandtschaft zwischen den Menschen und Ihren Computern
bestand."
Auf dem Planeten stehen sich zwei Mächte feindlich gegenüber. Jede Form der
Kontaktaufnahme wird als Vorteil für die Gegenseite interpretiert. Man ist
nicht an Kontakt interessiert. Auch die Entdecker stehen unter Druck, wollen
endlich auf den Planeten, was ihnen immer wieder versagt wird. Die fatale
Entscheidung eine Machtdemonstration abzugeben und den begleitenden Mond zu
sprengen endet in einer Katastrophe. Alle Beteiligten sprechen sich gegenseitig
Vorwürfe aus.
Der Planet hat viele Rätsel; es regnet ständig dort und allem Anschein nach
sind die Bewohner auch noch dafür verantwortlich. Alle Begriffe, die mit
Bewegung im Zusammenhang stehen, gehen ins Leere. Da fällt doch die
Entscheidung, der Protagonist erhält die Erlaubnis den Planeten zu besuchen.
Fazit
Stanislaw Lem’s letztes Romanwerk setzt sich schwerpunktmäßig mit nicht
irdischer und künstlicher Vernunft auseinander. Er stellt dabei treffend
heraus, das Begriffe nicht eins zu eins übersetzbar sind. Eskimos haben über
einhundertfünfzig Begriffe für Schnee. Eine fremde Rasse, für die
Eigenbewegung unbekannt ist, dürfte für die Menschheit vor unvorstellbare
Dialogprobleme stellen, an denen sich selbst unsere Computer schwer tun. Der
Roman ist spannend und kompakt geschrieben. Neben Solaris sicher eines der
besten Werke von Stanislaw Lem.
Vorgeschlagen von Lothar Hitzges
[Profil]
veröffentlicht am 24. Oktober 2004 2004-10-24 07:08:15