Ich habe jetzt das Buch: "Sherlock Holmes und Jack the Ripper" des
Autorenduos Frederic Dannay und Manfred B. Lee unter dem Pseudonym: Ellery Queen
enthält eine faszinierende Idee. Wie kommt es - so fragen beide Autoren - dass
sich der berühmte Sherlock Holmes und sein Kompagnon, Watson, niemals mit der
berühmten Mordserie um Jack the Ripper befasst haben, obwohl sie 1888 auf dem
Höhepunkt des Wirkens des berühmten Detektivs spielt? War das Rätsel, welches
die Identität Jack the Rippers aufgab, für Sherlock Holmes nicht zu lösen?
Oder hatte Sherlock Holmes das Rätsel gelöst und - aus bestimmten Grunde -
nicht veröffentlicht?
Eines Tages erhält Inspektor Ellery Queen ein mysteriöses Manuskirpt
zugeschickt, welches die Geschichte von Sherlock Holmes und Jack the Ripper
erklären soll. Nur: ist die von Watson präsentierte Lösung die richtige? Oder
gibt es eine andere Wahrheit des Falles, die im Manuskript verborgen liegt?
Ellery Queen macht sich - zunächst widerwillig, da mit einem eigenen Roman
beschäftigt - an die Lektüre des Tagebuches, welches ihn immer mehr zu fesseln
beginnt...
Die Idee, die Mythen von Sherlock Holmes und Jack the Ripper
"zusammenstoßen" zu lassen und durch einen weiteren berühmten
Romandetektiv aufklären zu lassen, ist zunächst faszinierend.
Aber leider: die Idee ist nicht gut umgesetzt. Der Queen'she Sherlock Holmes ist
nicht der echte, geniale Detektiv, den wir von Conan Doyle so schätzen. Er
begeht Fehler über Fehler und macht Watson für eigene Irrtümer
verantwortlich. Dies hätte der echte Sherlock Holmes nie getan.
Die Lösung selber ist plausibel. Wer die Zeichnung der beteiligten Charaktere
genau liest, dürfte schon bald klar sein, wer sich hinter Jack the Ripper
verbirgt. Die Handlung zieht sich jedoch leider recht zähfließend dahin und
vor allem die "reale" Ebene, die Unterbrechungen der Welt Ellery
Queens, sind zum Teil überflüssig. Es stellt sich heraus: sowohl der Assistent
Ellery Queens, der diesem das Tagebuch anvertraut, wie auch Watson, der Autor
des geheimnisvollen Manuskriptes, sind auf der falschen Spur. Sie verdächtigen
nicht die richtige Person. Doch diese Parallelität wirkt meines Erachtens zu
bemüht und zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Das Ende selber ist zwar
plausibel, wird aber letztlich nicht bewiesen. Und Holmes - die Nachahmung wirkt
sehr bemüht; das Flair des echten, genialen Sherlock Holmes und die
unvergleichliche Atmosphäre der Doylschen Geschichten kommt nicht hinüber. Am
interessantesten fand ich das Nachwort des Herausgebers, Volker Neuhaus. Er
lässt darin die Wirkungsgeschichte des berühmten Detektivs und die Geschichte
seiner Adaptionen wieder lebendig werden.
Fazit
Das Nachwort ist wesentlich spannender als das ganze Buch, welches mir zu
bemüht erscheint und Atmosphäre wie Spannung der echten Holmes-Geschichten
sehr vermissen lässt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 26. April 2005 2005-04-26 07:05:06