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Karl-Wilhelm Welwei: Sparta - Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht

Sparta - Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht

von Karl-Wilhelm Welwei
Verlag: Klett-Cotta Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-608-94016-9

Preis: 49,98 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. Dezember 2024]
Sparta - das ist vor allem ein Mythos, der bereits in der Antike gepflegt wurde (Stichwort: Große Rhetra, oder die Prinzipien Agoge und homoioi). Man denkt unweigerlich an die Phalanx der Gleichen, an die brutale Jugenderziehung, an den Mythos vom "Feldlager" oder die "schwarze Suppe". Sparta hat aber auch immer wieder fasziniert. In jüngster Zeit sind einige interessante Spartabücher erschienen (das knappe Büchlein von Ernst Baltrusch, Lukas Thommens provokantes Spartabuch oder auch mehrere vergleichende Darstellungen zwischen Athen und Sparta).

Karl-Wilhelm Welwei gilt allgemein als ein ausgezeichneter Kenner des antiken Griechenlands. Nach seinem 1999 erschienenen Standardwerk "Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert" liegt nun eine umfassende und kenntnisreiche Darstellung der Geschichte Spartas vor. Welweis Absicht ist es, den Schleier des Mythos etwas zu lüften. Dazu bedient er sich nicht nur antiker Quellen, sondern auch den Erkenntnissen der modernen Forschung, die Welwei meisterlich rezipiert - auch wenn man an der einen oder anderen Stelle abweichender Meinung sein kann.
Welwei gewichtet die jeweiligen Argumente vorsichtig und kommt meistens zu einem klug unterfütterten Urteil. Vor allem aber beleuchtet er eingehend die Frühzeit Spartas (Unterwerfung Messeniens und der Aufstieg zur militärischen Führungsmacht). Dem schließen sich Kapitel über die Perserkriege und schließlich der große Abschnitt des Peloponnesischen Krieges an, dem Wendepunkt der griechischen Poliswelt.
In den letzten Kapiteln geht er auf die Gründe für den Verlust der spartanischen Hegemonie ein und bietet einen (allerdings etwas sehr knappen) Überblick über das Ende der Selbstständigkeit und die Rezeptionsgeschichte. Es wird aber nicht nur die Ereignisgeschichte, sondern auch die Gesellschaft und Kultur der Ausnahmepolis Sparta betrachtet.

Insgesamt liegt hiermit das wohl mit Abstand beste deutsche Überblickswerk zur Geschichte Spartas vor. Mustergültig auch die geschmackvolle Aufmachung und das intelligent aufgebaute Register, in welchem sich schnell und komfortabel zentrale Begriffe nachschlagen lassen, was diese Monographie gleichzeitig zu einem Handbuch macht. Es sei aber angemerkt, dass die Spartaforschung immer noch in Bewegung ist (in Deutschland sei an die Thesen Lukas Thommens gedacht, die auch nicht unumstritten sind, weil er etwa den Beginn des spartanischen Sonderwegs erst ins 5. Jahrhundert verlegt).

Wer sich aber einen (durchaus anspruchsvollen) Überblick verschaffen will, ist mit Welwei hervorragend bedient - auch wenn das Werk nicht unbedingt durch eine schwungvolle Prosa glänzt, so ist es aber doch gut verständlich geschrieben und somit sowohl für den Laien wie auch für den Historiker geeignet.

Es ist nur legitim zu fragen, was ein Buch über eine so weit zurückliegende Zeit dem modernen Leser bietet. Zum einen einen Einblick in eine höchst interessante Epoche und einen antiken Mythos, zum anderen aber durchaus auch Anregungen für die Gegenwart. Gerade der Abbschnitt über die Zeit nach dem Peloponnesischen Krieg, als Sparta als einzige verbliebende griechische Großmacht versuchte, eine Hegemonie auf unilateralem Weg zu errichten und dabei die Verbündeten vor den Kopf stieß, währenddessen es im Inneren notwendige Reformen versäumte, mag dem Leser Stoff zum Nachdenken bezüglich unserer Gegenwart bieten.
Fazit
Welwei hat ein vorzügliches Werk vorgelegt, dass ich jedem Interessierten (sei es an Sparta, welches oft zu Unrecht gegenüber Athen in den Hintergrund gedrängt wird, oder jeden, der sich Gedanken über den Niedergang von Großmächten machen will) nur empfehlen kann.

Nur zwei Kritikpunkte: zum einen ist die Qualität mancher Aufnahmen eher mangelhaft, zum anderen hätte man die Anmerkungen nun wirklich als Fußnoten und nicht als Endnoten setzen können. Dies ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass die Verlage befürchten, der nicht wissenschaftlich interessierte Leser würde dadurch vergräzt. Aber erst die Anmerkungen ermöglichen es, dass alle Gedankengänge des Autors und die Hinweise zur modernen Literatur und den Quellen rezipiert werden können. Beide Punkte sollten bei einer Neuauflage korrigiert werden, daher auch ein geringfügiger Punktabzug.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von B. Kiemerer [Profil]
veröffentlicht am 18. März 2005

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