Aua. Das tut weh. "Vom Leben und Sterben der Pinguinfische" erzählt
die Geschichte von Helene, die ihren fünfjährigen Sohn verloren hat. Vier
Wochen, nachdem der Tumor hinter seinem Ohr diagnostiziert wird, ist er tot.
"Vom Leben und Sterben der Pinguinfische" erzählt auch die Geschichte
von Leah, die mit ihren 18 Jahren versucht, ihrer Verzweiflung Herr zu werden,
indem sie sich die Haut von den Händen reißt. Auch Leahs Geschichte schmerzt,
ebenso wie die der Klosterfrau Hermana Consuelo, in deren Vergangenheit eine
schreckliche Familientragödie lauert. Juliane Hielscher, bekannt als
Moderatorin beim ZDF-Morgenmagazin, verwebt in ihrem Debütroman diese und noch
so viele andere Geschichten, dass einem ganz schwindlig davon wird. Die
Handschrift der Autorin trägt deutlich die Züge ihres beruflichen Werdegangs:
sie studierte Philosophie und Germanistik und schlug dann die Laufbahn als
Journalistin und Talkmasterin ein. So lebt ihr Buch von der Kraft der Worte
ebenso wie von der Frage nach dem Sinn und Unsinn dieser Welt. Die
Auseinandersetzung mit dem Leben und mit dem Tod, mit der Liebe, der Trauer und
der Einsamkeit ist in ihrem Roman ebenso brutal wie in der Wirklichkeit, und das
ist gut so. Doch Vorsicht: dieses Buch ist nichts für Warmduscher!
Fazit
Neu leben lernen zu müssen - einer grenzenlosen Trauer, Resignation und Leere
entgegentreten zu müssen, einen solchen Schmerz aushalten zu müssen, das ist
hart, das tut weh - und daß man es irgendwie schaffen kann, wieder in das Leben
zurückzukehren, das macht Mut. Diese Geschichte steht stellvertretend für
viele andere und kann uns selbst in anderer Form morgen passieren. Das ist
brutal, aber ehrlich. Ein schönes Buch.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 15. März 2005 2005-03-15 07:18:46