Bei dem vorliegenden Kriminalroman handelt es sich um das Debut des Journalisten
Jonathon King, der als Gerichtsreporter in Südflorida tätig ist. Sein
vorliegendes Werk wurde mit dem renommierten Edgar Award ausgezeichnet.
Max Freeman ist Polizist, als er eines Tages in Notwehr einen Jugendlichen
erschießt. Er quittiert daraufhin den Polizeidienst und sucht sich auf Anraten
seines Freundes, des Anwalts Bill eine neue Heimat: die sogenannten Everglades
in Südflorida, wo er in einer einsamen Hütte lebt. Eines Nachts entdeckt er
auf einer Kanufahrt eine Kinderleiche. Die örtliche Polizei verdächtigt
Freeman, der Täter zu sein und weitere Kinder auf dem Gewissen zu haben. Aus
zunächst unbekannten Gründen gerät Freeman selber in das Visier des Mörders.
Was sind dessen Motive? Haben die Rancher, die Ureinwohner der Everglades, der
waldreichen Landschaft Südfloridas, mit den Morden zu tun? Allmählich
entwickelt sich ein Wettlauf zwischen Max Freeman, der Polizei und dem Mörder.
Wird er gestellt werden und so die unheimliche Serie des
"Mondscheinmörders" enden?
Die Stärken des vorliegenden Kriminalromans liegen in der Zeichnung der
Charaktere, insbesondere des Ich-Erzählers Max, der mich sehr an Steve
Hamiltons Alex McKnight erinnert hat, die ebenfalls an der Grenze der
Zivilisation, an der amerikanisch-kanadischen Grenze, spielen und bei DuMont
erschienen sind. Max steht in der Tradition der "Private Eye"-Romane
von Hammett und Chandler. Auch hier ist er weniger der - aus seiner Sicht
gescheiterte - Polizist, sondern der - eher widerwillig in die Ermittlungen
einbezogene - Detektiv, der schließlich - im Gegensatz zur Polizei, den
"Fall" aufklärt. Aber auch die Rancher, die Ureinwohner der
Everglades, sind meisterhaft gezeichnet.
Außerdem kann der Leser - ähnlich wie bei Hamilton - die Landschaft geradezu
bildlich vor sich sehen, die Landschaftsbeschreibungen des hier lebenden Autors
King sind sehr plastisch und fesselnd geraten.
Leider jedoch gilt dies nicht für die Handlung. Sie ist stellenweise nicht
konsistent und nachvollziehbar. So habe ich das Motiv des Täters nicht
nachvollziehen können, es schien mir eher "an den Haaren
herbeigezogen". Außerdem konnte ich nicht nachvollziehen, warum der
Ich-Erzähler so lange von der Polizei - wie sich herausstellt zu unrecht -
verdächtigt wurde und diese alternative Szenarien lange einfach ignoriert.
Vor allem: es kommt sehr lange keine Spannung auf. Relativ schnell ahnt der
Leser, aus welchem Umfeld der Täter kommt und stellenweise wirkt die Handlung
zu langatmig. Ich war daher nicht gefesselt und habe große Disziplin gebraucht,
das Buch nicht aus der Hand zu legen.
Um nicht missverstanden zu werden: Aufgrund der Charakterzeichnung, die
differenziert und glaubwürdig ist und der Landschaftsbeschreibung ist dies ein
interessantes Buch, jedoch ist das Buch zu langatmig und von der Handlung und
Motivation des Verbrechens meines Erachtens nicht immer logisch und plausibel.
Fazit
Ein guter Thriller sollte vor allem auch atemberaubend spannend und fesselnd
sein und dies finde ich nicht. Spannung kommt erst nach dem ersten Drittel
auf.
Daher insgesamt nur 6 Punkte.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 12. März 2005 2005-03-12 14:53:53