In einer ziemlich alten Burg lebt ein ziemlich kleiner Ritter. Nichts
unterscheidet ihn von anderen kleinen Rittern. Er geht zum Einkaufen, ölt sein
Kettenhemd und hin und wieder nimmt er sogar an einem Ritterkampf teil.
Eigentlich ist er also ein ganz normaler kleiner Ritter, wäre da nicht sein
nächtlicher Hang, die Toilette aufsuchen zu müssen. Und das gestaltet sich
für den kleinen Ritter als wahrer Spießrutenlauf...
Denn - und so ist das nun einmal in alten Gemäuern - das Klo befindet sich am
anderen Ende der Burg. Nacht für Nacht muss der kleine Ritter nun treppauf,
treppab laufen, über das Bärenfell stolpern, um dann abgekämpft vor der
Toilettentür anzukommen und um dort festzustellen, dass er den Schlüssel
vergessen hat.
Oh Schreck, nun geht es wieder zurück, dieses Mal über das Bärenfell,
treppab, treppauf. Natürlich liegt der ersehnte Schlüssel dort, wo ihn der
kleine Ritter versteckt hat. Zurück zur Toilette - den Hocker vergessen -
zurück in sein Zimmer - wieder zur Toilette. Immer wieder der gleiche Weg,
immer wieder das gleiche Ritual.
Und jedes Mal nimmt sich der kleine Ritter vor, dass es an nächsten Tag anders
werden soll, dass er den Schlüssel stecken und den Hocker stehen lassen will.
Aber kleinen Rittern geht es eben nicht anders als anderen. Am Morgen sind alle
guten Vorsätze längst vergessen. Doch Hilfe naht: durch eine ganz moderne
Erfindung...
Irmi Feldmann, gelernte Erzieherin und heute mit Mann und Sohn in Kalifornien
lebend, setzt in ihrem Buch "Auch kleine Ritter müssen mal..." auf
Wiederholungen. Immer wieder durchläuft der kleine Ritter dieselben
Räumlichkeiten, passieren ihm die gleichen Dinge. Schnell wird jedes Kind den
genauen Weg in- und auswendig kennen. Und je dringender das allzu menschliche
Bedürfnis des kleinen Ritters wird, desto mehr kann man hier beim Lesen oder
Vorlesen mit Sprache spielen. Nicht zuletzt aber entdeckt jedes Kind ein Stück
von sich selbst in dieser von Theresia Koppers illustrierten Geschichte. Denn
wer hält sich schon an all die guten Vorsätze, die im Laufe eines Tages so
gefasst werden?!
Fazit
Bei diesem Buch ist der Leser quasi live im Schloss dabei - treppauf, treppab!
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 10. März 2005 2005-03-10 21:29:34