Mias Eltern möchten wieder einmal einen Abend mit Freunden verbringen, doch Mia
ist noch zu klein, um alleine zu Hause zu bleiben. Also engagieren Vater und
Mutter kurzerhand einen Babysitter - Tante Milda von nebenan. Zunächst ist Mia
davon gar nicht begeistert und lässt das Milda auch spüren. Dann entwickelt
sich der Abend aber ganz anderes als es das Mädchen erwartet hat. Und zum
Schluss muss man sich gar die Frage stellen, für wen hier eigentlich ein
Babysitter engagiert wurde!? Klar, dass Mia auch beim nächsten Mal wieder von
Tante Milda beaufsichtigt werden möchte...
Karin Gündisch wurde 1948 in Rumänien geboren und lebt seit 1984 als
freischaffende Autorin in der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat bereits
verschiedene Preise erhalten, zuletzt wurde die Geschichte "Mili und Tante
Mia", die als Vorlage für das bei Kerle erschienene Buch dient - mit dem
dritten Platz beim Kurzgeschichtenpreis "Der Oberrheinische Rollwagen"
ausgezeichnet.
Da es aber schon eine bekannte Kinderbuchfigur namens Mili gab, wandelte die
Schriftstellerin nach Absprache mit ihrer Lektorin für das Buchprojekt im
Kerle-Verlag den Namen einfach in Mia um.
Die Geschichte von Mia und Tante Milda beginnt wie alle Babysittergeschichten,
bleibt dann aber nicht im Alltäglichen stecken. Es ist auch nicht das Buch, das
mit dem Zeigefinger darauf aufmerksam machen möchte, wie schön es ist einen
Babysitter zu haben und wie wichtig es für Eltern ist, einmal einen freien
Abend zu genießen. Nein, wer das von Karin Gündisch` Geschichte erwartet,
liegt fehl. Es ist ein Buch gegen die Erwartungen, ein Buch das zum Schmunzeln
animiert und bei dem man sagt "das war schön".
"Mir ist an dem Buch wichtig", sagt Karin Gündisch, "dass es um
ein sehr selbstbewusstes Kind geht, das zwischen lauter Erwachsenen lebt.Mia ist
einfach schlauer als Tante Milda, die aber ein kindliches Gemüt hat und Mia
für sich einnimmt."
Das Buch legt zudem eine neue Personenkonstellation offen. In einer
Gesellschaft, in der die Familien immer weiter auseinander rücken, wird eine
fremde Frau plötzlich sehr wichtig für das eigene Kind. Es ist nicht mehr die
Großmutter, die das Mädchen abends beaufsichtigt, sondern die auf den ersten
Blick ein wenig kauzig wirkende Alte mit ihrem auffälligen Gummibärchenkleid,
die Mias Familie bislang eher fremd war. Doch Tante Milda fühlt sich wohl in
und mit ihrer neuen Aufgabe. Sie schafft es sogar, in Vaters Bademantel zu
schlüpfen und seinen Bimsstein zu benutzen. Und zum Schluss der Geschichte geht
sie sogar noch einen Schritt weiter - mehr aber wird hier nicht verraten.
Der hintergründige Text korrespondiert mit den Illustrationen, die Sabine
Wiemers beisteuert. Auch hier wähnt man sich zunächst ganz sicher im
"typischen" Bilderbuch. Aber auch hier lohnt sich das genauere
Hinsehen. Wer zweimal schaut, der wird beispielsweise die realistischen
Fotografien entdecken, die klein und versteckt eingebaut worden sind.
Fazit
"Mia und Tante Milda" - auf jeden Fall ein Buch, dass man mehr als
einmal zur Hand nehmen sollte.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 10. März 2005 2005-03-10 19:58:32