Die Liebe. Anfang und Ende aller Dinge - jedenfalls "Im Gehege", dem
dritten Roman des Autorinnen-Duos Martina Borger und Maria Elisabeth Straub. Die
beiden erzählen in gewohnt mitreißender Weise, wie Jon Ewermann, die
Hauptperson ihres jüngsten Machwerks, der Liebe so richtig auf den Leim geht.
Getragen von der frisch entbrannten Liebe zu seiner neuen Kollegin Julie
beschließt der gutsituierte Hamburger Gymnasiallehrer, sich von seiner Frau
Charlotte zu trennen. Mehr als zwanzig Jahre Eheleben haben von der einmal
existierenden Zuneigung zwischen der wohlhabenden Charlotte und dem
charismatischen Lateinlehrer nichts mehr übrig gelassen, und Jon, der sich seit
Jahren mit dem einen oder anderen Seitensprung tröstet, hat endgültig die Nase
voll. Die Trennung verläuft jedoch anders, als Ewermann geplant hatte: durch
die Verkettung "unglücklicher Umstände" wird Charlotte das erste
Todesopfer seiner neuen Liebe. Und während wir erleben, wie Jon die Beerdigung
in die Wege leitet und seinen Alltag wieder aufnimmt, lauern schon die nächsten
Gefahren für seine frische Romanze. Während der sportliche Witwer seine
üblichen Jogging-Runden durch das Niendorfer Gehege trabt, zieht sich die
Schlinge um den Hals des leidenschaftlich Verliebten nach bester Manier
psychologisch- kriminalistischer Schreibkunst immer enger zusammen.
Scheibchenweise und fast unbemerkt fordert die Leidenschaft ihren Tribut, und
Ewermann opfert ihr sich und andere ohne langes Fackeln. Sie macht ihn nicht
blind, diese Liebe, oder jedenfalls nicht ganz, doch noch viel schlimmer:
sehenden Auges ordnet er seiner Obsession für Julie alles unter - bis zum
bösen Erwachen. Die Liebe. Ende und Anfang aller Dinge...
Fazit
Psychologisch raffinierte Kriminalstory ohne Happy End. Die glaubhaften
Ereignisse und spannende Handlung finden viel zu schnell ein überraschendes
Ende. Allen, die Hamburg kennen und lieben, macht das Buch noch mehr Spaß.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 21. Februar 2005 2005-02-21 12:19:23