Mein Tag beginnt, wenn ich morgens die Augen öffne und ich schon das schwache
Sonnenlicht durch den Rolladen scheinen sehe. Wenn ich nur ein Sinnesorgan
behalten dürfte, so wären es wahrscheinlich die Augen. Patrick Süskind
beschreibt in seinem 1985 erstmals erschienenen Werk "Das Parfum - Die
Geschichte eines Mörders" jedoch einen Fall, in dem nicht die Augen der
maßgebliche Weg, die Welt zu erfahren, sind: Für Jean-Baptiste Grenouille ist
die Nase das wichtigste Sinnesorgan.
Und das macht Süskind direkt in den ersten Sätzen deutlich: Er beschreibt
nicht, wie es im Frankreich des 18. Jahrhunderts, zu Lebzeiten des Protagonisten
Grenouille, aussah, sondern wie es roch, wie es stank, um es mit dem wohl
meistbenutzten Wort dieser 320 Seiten zu sagen. Dabei plagt Grenouille doch ein
großes Problem: Alle Welt stinkt, doch er selbst riecht nicht. Stattdessen
sammelt er Gerüche, um sich in der Welt der Riechenden unauffällig bewegen zu
können. Zuerst haben es ihm Naturgerüche angetan und es reicht ihm, einmal an
einer Blume zu schnuppern und der Geruch bleibt für immer in seiner Nase; es
reicht ihm, einmal an einem Parfümflakon zu riechen und die Zusammensetzung ist
ihm sofort klar. Doch mit der Zeit sind ihm diese Gerüche nicht mehr
ausreichend: Er beginnt, sich aus den Ausdünstungen der schönsten Mädchen
Frankreichs sein eigenes Parfüm zu kreieren - dafür müssen diese jedoch ihr
Leben lassen...
Fazit
Trotz der Tatsache, dass Süskind nicht unbedingt in einem modernen Stil
schreibt, liest sich das "Parfum" sehr gut. Thematisch gesehen eine
Rarität: Wer kommt schon auf die geniale Idee, unsere Welt auf diese Weise zu
sehen? 9 Sterne für ein fesselndes Buch!
Vorgeschlagen von Nico Haase
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veröffentlicht am 20. Februar 2005 2005-02-20 21:39:12