Ist das nicht komisch? Rick kommt von der Nachtschicht nach Hause und freut sich
auf sein gemütliches Bett. Statt aber in Ruhe in die Kissen sinken zu können,
wird er von seiner Freundin Rachel erwartet. Sie ist schwanger, im fünften
Monat - und will auf einmal dringend die Stadt verlassen. An sich wollte sie
sich doch nicht zu weit von der Ärztin entfernen, die sie betreut - Rick
versteht die Welt nicht mehr. Okay, dann setzt er sich halt ins Auto und fährt
mit ihr los. Das Ziel kennt sie nicht, Rachel weiß nur, dass sie aus der Stadt
will, und das ist das einzige, was sie Rick zu der plötzlichen Abreise
mitteilt. Im Auto ist sie ganz ruhig und gelassen, während Rick mit einem
unguten Gefühl drauflos fährt.
Das erste Ziel ist ein sehr fragwürdiges, verfallenes, Hotel in bergiger
Umgebung, an dem Rick normalerweise achtlos vorbeigefahren wäre. Doch Rachel
erwacht aus ihrem Halbschlaf und schlägt eine Pause vor, die Rick, der nach der
Nachtschicht noch keinen Schlaf gefunden hat, gleich zu einem Nickerchen im
Hotel ausdehnen würde. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Natur -
"Hatte er es sich nur eingebildet, dass die Ritzen und Moosflechten dieses
bizarre Muster bildeten, oder hatte da wirklich jemand ein winziges Skelett in
den Fels gekratzt, das im Mutterbauch hockte wie in einem Grab?" -
entscheidet sich Rachel aber wieder um und drängt auf die Weiterfahrt.
Auch auf der weiteren Reise ist sich Rick total im Unklaren, was Rachel plant.
Ihr Verhalten ändert sich schlagartig und unerklärlich. Bis sie an einem
Morgen verschwunden ist. Der alte Inhaber des Hotels, in dem sie die Nacht noch
- zumindest räumlich - gemeinsam verbracht haben, warnte Rick zwar, dieser
tritt aber doch einen Fußmarsch in die nahe Stadt an. Dass diese aber fast
menschenleer ist, mal von den komischen Jugendlichen, die auf der Jagd nach
Körperteilen anderer Mitbewohner sind, und dem gelblichen Nebel abgesehen, der
die ganze Stadt überzieht, nicht zu vergessen die scheinbar scharenweise
verschwindenden Schwangeren - das alles hat der mittlerweile tote Besitzer
verschwiegen...
Fazit
Viel Spannung bietet "Dea Mortis". Dabei setzt der Autor nicht nur auf
seine eigene Leistung, einen Roman mit viel Fantasie zu schreiben, der aber
stellenweise auch ins Stocken gerät. Gößling hat in die 300 Seiten viele
Werke des Schweizer Malers H. R. Giger eingebaut, die scheinbar auch die
Grundlage der Story, oder zumindest die Inspiration dazu, liefern. Gigers
Zeichnungen liefern die passende düstere Stimmung und geben dem Leser einen
Eindruck von der Welt, die Gößling beschreibt. Allerdings beeindrucken die
Werke des Schweizers mehr als Gößlings Roman. Ohne sie wäre das Buch wenig
überzeugend.
Vorgeschlagen von Nico Haase
[Profil]
veröffentlicht am 18. Februar 2007 2007-02-18 16:51:26