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Wolfgang J. Mommsen: Der autoritäre Nationalstaat

Der autoritäre Nationalstaat

von Wolfgang J. Mommsen
Verlag: Fischer Taschenbuchverlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-596-10525-1

Preis: 10,76 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. Dezember 2024]
Wer sich mit der Epoche des deutschen Kaiserreiches beschäftigt, kommt um das vorliegende Werk des kürzlich verstorbenen Historikers Wolfgang J. Mommsen nicht herum. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung von Aufsätzen zum Thema, die in diesem Buch erstmals vereint worden sind. Im Gegensatz zu seinen beiden - voluminösen - Darstellungen: "Das Ringen um den nationalen Staat" sowie: "Bürgerstolz und Weltmachtstreben", die im Rahmen der "Propyläen Geschichte Deutschlands" erschienen sind, geht es hier nicht in erster Linie um die Nacherzählung von Ereignissen, sondern um strukturelle Zusammenhänge der Verfassung, Gesellschaft, Kultur im deutschen Kaiserreich, wobei die Innen- und Außenpolitik gebührend gewürdigt werden. Der halbkonstitutionale Verfassungskompromiss, den der "weiße Revolutinär" Bismarck geschaffen hat, wird als "System umgangener Entscheidungen" charakterisiert, die Verfassung des Kaiserreiches als "dilatorischer Herrschaftskompromiss" dargestellt. Die Bonapartismus-These von Hans-Ulrich Wehler (etwa in dessen Darstellung zum deutschen Kaiserreich) unterstützt Mommsen "von der Sache her" (S. 14), wobei die Persönlichkeit Bismarcks stärker berücksichtigt werden müsse.
Gut auch die weitere Darstellung über die Innen- und Außenpolitik, Gesellschaft und Staat im liberalen Zeitalter, wobei hervorzuheben ist, das Mommsen - der linksliberale Historiker - ausgesprochen ausgewogen argumentiert und differenziert. Der Verzicht auf eindimensionale bzw. monokausale Deutungen ist wohltuend. Der mangelnde Ausgleich der der Interessen und Zielsetzungen der Führungseliten und der aufsteigenden Mittelschichten, die aktive Befürworter der "Welt[macht]politik Kaiser Wilhelms II. gewesen sind, habe dazu geführt, dass grosse Teile der bürgerlichen Schichten von immer radikaleren nationalistischen Begehrlichkeiten erfasst worden seien. Besonders gut kommt dies im Aufsatz: "Außenpolitik und öffentliche Meinung im Wilhelminischen Deutschland 1897-1914" sowie desweiteren im Aufsatz: "Der Topos vom unvermeidlichen Krieg" zum Ausdruck. Für einen Aufsatz über die Außenpolitik des Kaiserreiches war mir dieses Buch eine unschätzbare Hilfe, zumal auch die innenpolitischen Bestimmungsfaktoren der deutschen Außenpolitik treffend analysiert werden.
Fazit
Ein hervoragendes Buch - neben den Werken Wehlers, Volker Ullrichs, Sebastian Haffners, John C.G. Röhls und Winfried Loths zum Kaiserreich noch wichtiger als die oben erwähnten beiden Bände Wehlers. Zielgruppe sind hier in erster Linie Historiker.

Im Gegensatz zu Wehler besticht hier die leichte Lesbarkeit, die dies Buch auch für Laien und Geschichtsinteressierte zu einer wahren Fundgrube werden lässt. Auch für Referate oder zur Vorbereitung von Prüfungen ist dieses Buch unübertroffen. Unbedingt empfehlenswert. Hoffentlich wird es bald neu aufgelegt.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 28. Dezember 2004

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