Larry führt Touristen durch London: "Auf den Spuren Jack the Rippers"
und auch die Litera-Tour für Virginia-Woolf-Interessierte kommt gut bei den
Besuchern an. Für ihn ist die Tätigkeit eher eine Verlegenheitslösung, denn
nach jahrelanger Arbeit als Kameramann im Jugoslawienkrieg brauchte Larry
Tapetenwechsel und begann ein Kunststudium. Meg, die Frau seines Kollegen Rob
trifft sich regelmäßig mit Jo, Amy und Liz. Die Frauen hatten sich schon
immer gegenseitig Bücher ausgeliehen. Durch einen Schreibfehler wurde aus dem
"Frauenlesekreis für abgelegte Bücher" ein "Lesekreis für
abgelegte Frauen".
Der Originaltitel lautet "The used woman’s book club".
Als Rob ermordet in Larrys Haus aufgefunden wird, fragt man sich sofort, was er
da eigentlich zu tun hatte und ob eine der Frauen aus dem Lesekreis ihre Finger
mit im Spiel gehabt haben könnte. Larrys Haus ist nach dem Mord unbewohnbar und
so zieht er kurzfristig auf den Schleppkahn seines Vaters, der in der Themse
ankert. Schon die Schilderung, wie Larry und sein kleiner Sohn aus der Ehe mit
Ruth auf schwankender Planke über gespenstisch gluckerndes Wasser balancieren,
lohnt die Lektüre.
Der Autor beschreibt eine düstere, beklemmende Seite des Lebens in den
ehemaligen Londoner Docklands: Larrys Freunde leben in der trügerischen
Sicherheit ihrer exklusiven Appartment-Häuser, solange sie ihr Haus nicht
verlassen müssen. Doch wenn sie aus der schützenden Hülle heraus die Straße
betreten, lassen sie sich durch das normale Londoner Straßenleben ängstigen.
Kein Wunder, wenn man mit einem Jack-the-Ripper-Spezialisten befreundet ist.
Fazit
Ein kluger Krimi für London-Liebhaber - und für Teilnehmer an
Literaturgruppen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 17. November 2004 2004-11-17 17:23:21