Nicht um eine einzige Totenwäscherin geht es hier, sondern um eine ganze Reihe
von ihnen. Anna Barbara ist die vorerst letzte von ihnen, und sie erzählt die
Geschichte ihrer Vorfahren. Die Spur ihrer Ahnen nimmt sie auf, nachdem ihre
Mutter Antonia gestorben ist - die "Urenkelin der schönen, einsamen
Magdalena, die Enkelin der schönen starken Barbara, und die Tochter von Hilda
Wuthersen, die an der Liebe gestorben ist." Von der ersten Totenwäscherin
in der Familie, die aus materieller Not jahrelang ihrem Gutsherren zu Willen
gewesen war, bis zur modernen Bestattungsunternehmerin geht der Beruf durch die
gesamte weibliche Familienlinie. Entlang dieser Linie schildert Helga Hegewisch
Wohl und Wehe von sechs Generationen. Von der mecklenburgischen Kleinbäuerin
Magdalena, die sich im Stall eine Sargtischlerei eingerichtet hat und von einem
Luftgänger schwanger wird, bis zu Antonia, die ein kompliziertes
Dreiecksverhältnis mit ihrem Bruder und ihrem homosexuellen Ehemann führt,
kreuzen sich erbauliche Liebesgeschichten und erschütternde Leidenswege in
erstaunlicher Weise. Klare, einfache Worte und die von der Sprecherin Eva Mattes
leise gehaltenen Töne bewirken jedoch, daß selbst spektakuläre Geschehnisse
unprätentiös, fast selbstverständlich daherkommen. Und an diesen mangelt es
wahrlich nicht...
Fazit
Diese leise, schöne Geschichte ist es wert, daß man zuhört.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 31. Oktober 2004 2004-10-31 16:17:58