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Cornelia Funke: Herr der Diebe

Herr der Diebe

von Cornelia Funke
Verlag: Cecilie Dressler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-7915-0457-5

Preis: 18,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Cornelia Funke hat mit dem "Herrn der Diebe" ein außergewöhnlich beeindruckendes Buch geschrieben, welches Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen viel Stoff zum Nachdenken gibt.
Prosper flieht mit seinem kleinen Bruder Bo nach dem Tode seiner Eltern aus Deutschland nach Venedig. Von diesem Ort hatte ihm seine verstorbene Mutter viel erzählt. Dort trifft er Gruppe von Straßenkindern, Riccio, Mosca und das Mädchen Wespe, die ihn in ihrem Versteck, einem verlassenen Kino, aufnehmen. Anführer dieser Gruppe ist der geheimnisvolle Scipio, der sich "Herr der Diebe" nennt, obwohl er selber noch ein Kind ist. Welches Geheimnis umgibt ihn?

Die Ereignisse überschlagen sich, als Prospers und Bos Tante Esther einen Detektiv, Victor, beauftragt, die entflohenen Kinder zu suchen, die sie aufgrund der Erzählungen ihrer verstorbenen Schwester sogleich in Venedig vermutet. Durch einen Zufall gerät Victor auf die Spur der Kinder. Diese sind vor ihm nicht mehr sicher. Zur gleichen Zeit erhalten sie von einem geheimnisvollen Fremden einen merkwürdigen Auftrag: sie sollen einen kleinen Holzgegenstand stehlen und ihm abliefern. Welche Bewandtnis hat es mit diesem Utensil und dem Fremden? Können sie Victor entwischen und ihr ungebundenes Leben weiterführen?

Das Buch ist außergewöhnlich spannend geschrieben. Die Charaktere der Hauptfiguren sind glaubwürdig und lebensecht gezeichnet. Außerdem erfährt der Leser viel über die Schönheit Venedigs. In mir wurde sofort der Wunsch wach, dorthin zu fahren und mir den plastisch beschriebenen Markusplatz und seine Löwen anzuschauen.

In dieser genauen Schilderung Venedigs liegt eine Besonderheit dieses wunderschönen Romans. Die Stadt wird "lebendig", man möchte sich nicht mehr von ihr trennen.

Ein anderer Aspekt, den Cornelia Funke im Vorwort andeutet und der mehr und mehr zu einem zentralen Motiv dieser Geschichte wird, ist die unterschiedliche Sichtweise, die Erwachsene und Kinder von ihrer Welt haben. Die Kinder wollen erwachsen sein, wollen ihr ungebundenes Leben ohne Bevormundung durch Erwachsene weiterführen. Gleichzeitig träumen auch Erwachsene davon, wieder Kinder zu sein. Die Kinder suchen Geborgenheit - aber auch Freiheit. So kommt es am Ende auch zur Trennung der Gruppe, da ein Teil der Kinder bei netten Erwachsenen unterkommt, die sich um sie kümmern können, Ricco und Mosca hingegen auf ihre Unabhängigkeit nicht verzichten wollen und sich ein neues Versteck suchen. Sie wollen den Wunsch nach Freiheit, Unabhängigkeit und Erwachsensein nicht verlieren.

Cornelia Funke gelingt es wirklich gut, sich in die Sehnsüchte und Wünsche der Kinder, alles glaubwürdig charakterisierte emanzipierte Individualisten Wortes "hineinzufühlen". Vielleicht wird dabei das klägliche Leben der Strassenkinder etwas zu sehr idealisiert. Dies unterscheidet das Buch meines Erachtens von seinem großen realistischen Vorgänger, der "roten Zora" von Kurt Held. Außerdem kommen in diesem Roman - im Gegensatz zu dem Buch von Kurt Held - auch phantastische Elemente vor: ein geheimnisvolles Karussell, auf welches die Kinder im Laufe der Zeit stoßen, hat magische Kräfte: es verleiht Erwachsenen die Gestalt von Kindern und verwandelt Kinder in Erwachsene - der Wunsch nach dem "Anderssein" wird hier auf die märchenhafte Ebene verlagert.
Fazit
Insgesamt ein vielschichtiges, mehrdimensionales Buch, welches unbedingt lesenswert macht und Sehnsucht nach Venedig weckt. Mein Lieblingsbuch von Cornelia Funke.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 10. Oktober 2004

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