In der Biografie von Wolfgang Joop reiht sich ein Klischee an das andere: Wolf,
der schon alternde schwule Modeschöpfer macht einen Abstecher nach New York und
verliebt sich. Das Objekt der Begierde ist Josh, ein lebensuntüchtiger
bisexueller Jüngling mit schlechten Zähnen. Wolf macht sich sogleich zu seinem
Beschützer und Finanzier und versucht, ihm eine Karriere als Model zu
vermitteln. Der ehemalige Stripper leidet allerdings an Identitätsproblemen und
läßt ihn schon nach kurzer Zeit sitzen. Die große Frage und Dreh- und
Angelpunkt des Ganzen: wieviel Liebe war im Spiel? Doch zwischen all den
Star-Fotografen, Schönheitschirugen und großverdienenden Modepuppen dreht sich
das Leben nicht um dieses Thema, sondern um Geld, den schönen Schein und das,
was man in welcher Kombination am perfekten Körper trägt. Die vermeintlich
coolen und möchtegern-originellen Sprüche können nicht über die
Oberflächlichkeit hinwegtrösten, ebenso wenig wie pseudo-philosophische
Betrachtungen und die vermeintliche Distanz des Autors die nichtssagende
Flachheit der Geschichte zu verdecken vermag. Die selbstverliebten Reflexionen
aus der New Yorker Glamourwelt von Showbusiness und Mode zeigen sich als nicht
viel mehr als lediglich umfangreiche narzistische Nabelschau. Das meistbenutzte
Wort ist folgerichtig "Wolf". Allein die Thematik homosexuelle Liebe
ist inzwischen nicht mehr provokant, und auch bei der Wortwahl bricht der
ausgiebige Gebrauch von Kraftausdrücken noch kein Tabu.
Fazit
Die schillernde Geschichte von Wolfgang Joop, gelesen vom Modeschöpfer selber,
bedient zwar voyeuristische Neugier, doch das ist auch schon alles.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
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veröffentlicht am 19. September 2004 2004-09-19 13:36:45