Die Geschichte der "Frau ohne Begräbnis" ist die der
Widerstandskämpferin Zoulikha. Als eine von vielen, die im algerischen Krieg um
die Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht (1954-1962) ihr Leben
lassen mussten, zeichneten gerade sie ein unbeugsamer Mut und eine
Entschlossenheit aus, die diese Frau noch heute "lebendig über den engen
Straßen, den Brunnen, Innenhöfen und Dachterrassen von Caesarea", ihrer
Heimatstadt im Maghreb, schweben läßt. Leicht, fast ebenso schwebend kommen
die Worte daher, denen sich die algerische Schriftstellerin und Historikerin
Assia Djebar bedient, um diese Geschichte zu erzählen - umso bestaunenswerter,
als daß es sich um solch ein gewichtiges Thema handelt. Als eindringliche
Dokumentation und poesievolle Legende entwirft die Autorin eine faszinierende
Collage aus Erinnerungen der Töchter und anderer Zeitzeugen (einschließlich
ihrer selbst, die im Nachbarhaus wohnte) mit detailliert recherchierten
Tatsachen und erdachten Monologen Zoulikhas.
Fazit
Assia Djebar zeichnet, bar jeder Sentimentalität, ein bedeutsames Bild des
politischen Widerstands der Frauen jener Epoche. Eine etwas anspruchsvollere
Lektüre, die in anregender Weise von beispielhaftem Mut und verzweifelter
Hoffnung in Zeiten von Unterdrückung und Terror erzählt.
Vorgeschlagen von Annette Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 29. August 2004 2004-08-29 14:51:47