Spannend erzählt
"Irgendetwas kam näher…..Er stolperte ein paar Schritte rückwärts und
sein Turnschuh streifte etwas, das ein hohles Ting erklingen ließ…als er in
die Knie ging, stellte er fest, dass es sich um eine Art Röhre handelte…Ein
Fernglas".
Und der 13jährige Luca schaut hindurch. Über die Nordsee an diesem Strand in
Holland. Was er, vielleicht, besser nicht getan hätte. Doch man hat
Verständnis für Luca, der einen erschreckenden, verlustreichen Tag hinter sich
hat. Als er mit seiner Freundin, bei deren Anblick die ersten Verliebtheiten
seines Lebens sich einstellen, dieses riesige Segelschiff auf einem Blumenfeld
gefunden hat. In dichtem Nebel des Morgens. Ein Schiff, was auf gar keinen Fall
auf dieses Feld gehört und auf gar keinen Fall am Tag zuvor schon da war.
Dieses Schiff, auf dem eine Glocke läutet, die ein Nachbar sehr gut kennt, die
aber seit zig Jahren verschwunden war.
Ein Schiff namens Orakel, das, als es untersucht wird, scheinbar, ein
Originalschiff aus dem 18. Jahrhundert darstellt, und das eine Luke aufweist.
Die offen steht. Aber, wehe, man betritt das Schiff durch diese Luke.
Schreckliche Dinge geschehen.
Wobei, auf der anderen Seite, als später eine der anderen Luken geöffnet wird,
passiert weitgehend gar nichts. Vor allem ertönt nicht diese
angsteinflößende, laute Schiffsglocke. Und man verschwindet dabei nicht
einfach so. Wie es seiner Freundin, dann aber auch noch andern ihm wichtigen
Menschen widerfährt.
Während ein ehemaliger Fachmann für Okkultes in Amerika von seinem bis dato
überaus geliebten Alkohol weggeholt und nach Holland verfrachtet wird. Während
in einem Rückblick Geschehnisse auf der Bohrinsel "Mammut” ebenfalls
bedrängende, merkwürdige Ereignisse ihren Lauf genommen hatten. In deren
Mittelpunkt der Kopf eines echten Mammuts stehen könnte.
Doch mit all dem nicht genug, Luca findet sich mit seiner Mutter als
vermeintlicher Gast einer geheimen Stelle des Staatsdienstes wieder. Wobei
"Gast" es nicht ganz zu treffen schient, denn das
"Safe-House" bietet keinen freien Ausgang mehr in die Welt da
draußen.
Ein Anfang, der mit Tempo erzählt wird und dennoch sich Zeit für die
handelnden Personen nimmt, der eine Stimmung setzt, die natürlich immens viele
Fragezeichen offenhält, was es denn mit diesem Schiff, mit dem Mammut, mit all
den Geschehnissen auf sich hat, ein Anfang, der vor allem zwei Dinge in den Raum
stellt: Furcht und Neugier. Mitsamt einer Ahnung von gnadenlosen Gefahren.
Und temporeich, voller Action und dunkler Momente, geht es bis zum ebenfalls
drängenden Finale des Buches weiter. Wer bisher dachte, Holland ist nur für
seine Tulpen, Strände, Campingplätze bekannt, wird hier eines Besseren
belehrt. Und gerade die Ansiedlung der Handlung in dieser überschaubaren
Umgebung des kleinen Landes bietet dabei seinen ganz besonderen Reiz noch mit.
Fazit
"Nein, du willst da nicht durchgucken". Dich die Neugier siegt und der
Ausblick durch dieses Fernglas und das, was sich plötzlich sichtbar dem Strand
nähert lässt nicht nur Luca schnell die Beine in die Hand nehmen...
Getragen von einer sorgfältigen Beschreibung der Personen, emotionaler Dichte
und einem ständig im Hintergrund und nicht selten ganz im Vordergrund sich
befindlichen Grauen gelingt Heuvelt ein klasse Horrorroman, der große Vorbilder
nicht zu scheuen braucht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. März 2025 2025-03-05 15:03:12