Der Roman ist ein preisgekrönter Roman und wurde in seiner Heimat mit dem
Hammett-Preis ausgezeichnet. Es ist die Geschichte eines fünfzehnjährigen
Mädchens, die mit ihrem Vater durch die Städte und Dörfer tourt.
Ámbar und die Wunden ihres Vaters und ihres Lebens. Zu Beginn erlebt man Ámbar
beim Versorgen einer blutenden Wunde. Schnell weiß man, dass es ihr Vater ist,
den sie verbindet. Das ist eine ganz normale Tätigkeit für das Mädchen,
obwohl sie viel lieber genau wie andere Mädchen in ihrem Alter Rockkonzerte
besuchen würde. Doch dafür ist keine Zeit. Sie ist mit ihrem Vater auf der
Flucht. Ihr Vater ist ein bekannter Drogendealer und skrupelloser Killer. Er
darf sich nicht erwischen lassen, weshalb beide immer wieder in
unterschiedlichen Outfits und Haaren, mit verschiedenen Papieren und Namen
unterwegs sind. Ihre Identität muss unerkannt bleiben. Sollte das einmal nicht
der Fall sein, tötet der Vater einfach die Zeugen.
Schnell wird aus der Flucht auch eine Jagd, denn der Vater will einerseits
seinen Freund, sofern er überhaupt einen hat, rächen und andererseits bekommt
er den Auftrag, geklaute Drogen aus dem Besitz der Diebe wieder zu beschaffen.
Ámbars Flucht mit ihrem Vater bezieht sich weniger auf die Flucht vor der
Polizei als auf die vor anderen Drogengangstern.
Ich würde »Ámbar« nicht unbedingt als einen Thriller betiteln. Es ist mehr
ein spannender Gegenwartsroman. Schließlich möchte man von der ersten Seite an
wissen, wie es der Kleinen, die aufgrund der Umstände viel zu früh erwachsen
geworden ist, ergehen wird. Ihr Weg ist der spannende und sehr interessante
Faden. Wird es ihr demnächst besser gehen? Wird sie nicht immer als die Liebste
ihres Vaters angesehen?
Gewalt und Zärtlichkeit - zart wird die sich aufbauende Liebe zu Marcos
entwickelt, der sie unter dem Namen Alejandra kennt. Mit ihm erlebt sie dann
tatsächlich ein Konzert und es schmerzt sie, Marcois anzulügen. Wird sie ihm
ihre wahre Identität offenbaren? Zwar gibt es keine Ermittlungen, aber
natürlich werden Leser in diesem Roman eine Jagd erleben. Und während dieser
Jagd geht es sehr brutal zu. Obwohl im ersten Kapitel nur eine Wunde versorgt
wird, wirkt diese bereits sehr gewalttätig. Bildhaft treten zerfetztes Fleisch
und Blut in mehreren Szenen dem Leser in den Kopf.
Mich hat der Roman sehr an Fernsehserien wie Dom oder Queen of the South
erinnert, in der ebenfalls die Schicksale von Menschen beschrieben werden, die
unverschuldet als Kinder in die Verbrechensszene hineingezogen wurden und
vergeblich versuchen, die Verbrechen hinter sich zu lassen. Ob es Ámbar
schafft, wird nur den Lesern dieses Romans vorbehalten bleiben.
Fazit
Am Ende bleibt uns die Geschichte von Ámbar im Gedächtnis, einem Mädchen, das
viel zu schnell erwachsen werden musste. Ihr spannendes und gefährliches Leben
inmitten von Gewalt und dem brutalen Alltag im Drogenmilieu zieht uns in seinen
Bann. Doch zwischen all dem Chaos blitzen zärtliche Momente der Liebe auf, die
uns zeigen, dass es immer einen Funken Hoffnung gibt. Ámbar denkt ständig
darüber nach, wie sie diesem Leben entfliehen kann, und lässt uns mit der
Frage zurück, ob es einen Ausweg aus dieser dunklen Realität gibt. Ihre Reise
ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch eine Aufforderung zur
Reflexion über unsere eigenen Lebensentscheidungen. Ein lesenswerter Roman, der
zum Nachdenken anregt und uns mit einem Gefühl der Dringlichkeit zurücklässt.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 04. März 2025 2025-03-04 08:27:59