Liebenswerte Charaktere in schwierigen Ermittlungen
Von vorneherein gesagt, der "Fall", in den die. leger und doch auf den
Punkt liebevoll treffend, Figuren des Romans, aus Zufall (und im Fall von Tommi
auf jeden Fall auch gegen so manchen persönlichen Widerstand) hineingeraten,
spielt am Ende nicht unbedingt die Hauptrolle in der flüssig umgesetzten
Geschichte, die Volker Klüpfel hier "solo" erzählt. Eher sind es die
Irrungen und Wirrungen des Lebens selbst, die in den einzelnen Figuren zum
Tragen kommen und Leserinnen und Leserinnen von Beginn an in ihren Bann
ziehen.
Sie es Tommi, der wohnungslos das alte Wohnmobil seines einst erfolgreichen und
materiell gut gestellten Vaters (aktuell agiler Bewohner eines Seniorenzentrums
und weiterhin hoch interessiert an seinen weiblichen Mitbewohnerinnen) als Heim
gerade nutzt. Getrennt von Michelle, "der Frau" (für ihn), mitsamt
der ehemals gemeinsamen Wohnung, die nur mal eine Pause meinte zu brauchen (was
aber soll denn dann der "Freund", mit dem sie zu den engsten
gemeinsamen Freunden von Tommi und Michelle zur Reparatur eines Reifens
vorfährt).
Dass die beste Freundin des Lebens, Laura, Schwester des kongenialen Mechanikers
(den das Wohnmobil nicht selten benötigt), eigentlich vielleicht sogar die
bessere Wahl für Tommi sein könnte, erkennt der Liebeskummer waidwunde Tommi
natürlich nicht. Der aktuell mit seinem "Thriller" beschäftigt ist.
Den Kopf voller Idee, aber auf Seite 15 wird steckengeblieben. Und der nun bald
gar keine Zeit mehr für solche "Arbeitsdinge" hat. Denn gemeinsam mit
seiner Putzfrau, Haushälterin und Hauswirtschafterin, Svetlana, treffen die
beiden mitten im Nirgendwo auf ein kleines Mädchen. Das nicht redet.
Und während Tommi liebend gerne weiter seine Liebes-Wunden pflegen würde,
nicht wenig lebensfremd an sich und ebenso überaus unfertig sowieso für die
ernsten Dinge des Lebens daherkommt, ergreift die resolute Svetlana (die immer
viel mehr weiß, als Tommi so ahnt, was ihn ein- um das andere Mal erstaunt
zurücklässt) die Initiative. Das Rätsel um das Mädchen muss einfach gelöst
werden und Punkt. Da hindert weder eine Oberkommissarin noch eine energische
Krankenschwester, die sich in den Weg zu stellen versuchen.
"Brauchen wir alle jemanden. Sagt ein Sprichwort: Ein Krieger ist kein
Krieger im Feld!"
Und überhaupt, was für ein Verhältnis hat übrigens jene Svetlana zu seinem
Vater ("klar, sie war deutlich älter als Tommi, sah aber jünger aus und
war attraktiv")? Wo wohnt sie eigentlich genau? Wovon lebt sie, denn das
bisschen Wohnmobil putzen und für Ordnung sorgen ergibt sicherlich kein
auskömmliches Einkommen für den Alltag.
Fragen über Fragen, die sich mehr und mehr über Tommi auftürmen, der, bei
allen Versuchen, weiter tagträumend und trennungsleidend energisch zu
verbleiben mehr und mehr dranzugeben hat. Vor allem, als sich herausstellt, dass
um das Mädchen herum ein Verbrechen im Raume steht, das tunlichst verhindert
und aufgeklärt werden will.
Fazit
Ein Roman, der vor allem von den Irrungen und Wirrungen des Lebens, von
"nicht richtig wisse, wie das Leben eigentlich geht" (Tommi) zur
überaus agilen Fähigkeit, das Leben ständig energisch und praktisch anzugehen
(Svetlana) und den vielfachen Fäden der Beziehungen der Protagonisten
untereinander lebt. Und dies entspannt und präzise auf den Punkt zu erzählen
versteht.
Mitsamt einem "Fall", der eher als Rahmung dient und doch am Ende eine
gewisse Spannung und überraschende Wendungen erfährt. Eine Leseempfehlung,
trotz oder gerade wegen der leichten und witzigen Form des Erzählens.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 03. März 2025 2025-03-03 14:40:22