Kompetenter medizinischer Rat in den Grenzsituationen des Lebens
Die Medizin der Gegenwart kann sehr viel. Im Vergleich zu den meisten Zeiten der
Menschheitsgeschichte wären diese modernen Fähigkeiten schlichtweg als
"Wunder" betrachtet worden. Das Leben verlängern. Menschen retten,
die in früheren Zeiten unrettbar gestorben wären. Babys auf die Welt bringen,
die es zu anderen Zeiten niemals ins Leben geschafft hätten und viel, viel
mehr.
Aber was aus und in all diesen Möglichkeiten möchte man eigentlich wirklich?
Wann ist es Zeit, medizinische Hilfe nicht mehr in Anspruch zu nehmen? Wie sieht
es aus mit Fragen der Sterbehilfe? Im Umgang mit eigenen, nicht heilbaren,
schweren Krankheiten. Aber auch, wenn man gefordert ist. Eltern, Großeltern,
dem Partner, Partnerin, manchmal gar den eigenen Kindern gegenüber,
verantwortliche und ernste Entscheidungen treffen zu müssen?
Mehrfach in Leben müssen Menschen, in der Regel, schwierige gesundheitliche
Entscheidungen treffen. Manchmal durchaus auch über die Frage von Leben und
Tod. Was dann tun? Das ist die Leitfrage dieser kompetenten
"Leitlinie" durch vielfache Fragen im medizinischen Bereich und wie
man mit diesen Umgang finden kann. Nichts weniger als eine "Orientierung
für ernste", manchmal auch letzte Fragen, geben die beiden Autoren Seite
für Seite. In leicht lesbarer und verständlicher Sprache und einem flüssigen
Stil, der das Lesen sehr erleichtert und die wichtigen Inhalte bestens
transportiert.
Dabei strukturieren die Autoren das Werk dahingehend, dass eine Lebenslinie
nachvollzogen wird und die in den entsprechenden Lebensphasen möglicherweise
auftretenden Situation von Entscheidungen anhand von griffigen Beispielen
jeweils Lesern und Leserinnen vor Augen gelegt wird. Denn am Ende stimmt, was
die Autoren formulieren: "Selbst denken klingt leicht, ist aber
keineswegs". Aber durchaus notwendig zu lernen gerade im medizinischen
Bereich. Denn die moderne, durchaus "industrialisiert" zu nennende
Medizin bedarf in ihren vielfältigen Möglichkeiten der technischen und
therapeutischen Bereitstellungen einer persönlichen Mündigkeit, um in
Grenzsituationen eigene Entscheidungen treffen zu können, die das Machbare
gegen das Wünschenswerte abzuwägen hat.
So gelingt den beiden Autoren, mit dem ehemaligen "Mythos" und dem
"Gehabe" der "Halbgötter in weiß" ein stückweit
aufzuräumen, ohne die Kompetenz von Medizinern im Geringsten in Frage zu
stellen. Sondern als Ziel zu verstehen, dass Medizin und Mensch einander auf
Augenhöhe in den Entscheidungen begegnen können. Es geht um "selbst
entscheiden", denn dazu ist jeder herausgefordert. Es geht um "Zeugung
und mehr", künstliche Befruchtung ebenso wie Abtreibung, Bewahrung von
Leben bei Säuglingen, aber vielleicht nicht um jeden Preis? Es geht um das
Gebären als Akt, um Ungewissheiten bei Neugeborenen und wie Eltern ihre gerade
geborenen Kinder verantwortlich vertreten können und müssen und sollen.
Und führt diesen Weg aus Sicht der Eltern durch Kindheit und Jugend des
Nachwuchses fort. Geht über zur eigenen Identitätssuche, um psychische
Erkrankungen, aber auch um KI, um die Frage von "gerechter Verteilung"
von Ressourcen (im Rückblick gerade auch auf die Corona-Zeiten), um das Altern
mit seinen "1000 Gesichtern" und immer mehr notwendiger Verantwortung
für sich selbst gegenüber den Begleiterscheinungen des Alters und der, in der
Regel, dort stärker werdenden medizinischen Versorgung. Und natürlich geht es
um den Tod, die Grenzen des Lebens. Aber selbst darauf, was danach medizinisch
noch sinnvoll wäre (Organspende und anderes).
Fazit
Am Ende bleibt kaum ein wesentliches Thema des Lebens in der Begegnung mit
medizinisch schwierigen Situationen unerwähnt und immer auf den Punkt gelingt
es den Autoren, den Bereich der eigenen Verantwortung zu benennen, sauber
abzustecken und hierzu in bester Form zu motivieren.
Ein wichtiges Buch und überaus informativ und motivierend vor Augen gesetzt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 19. Februar 2025 2025-02-19 16:31:19