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Joy Fielding: Die Besucherin

Die Besucherin

von Joy Fielding
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-442-31787-5

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 16. Januar 2025]
Intensiv und doch leger erzählt

"Haben Sie wirklich jemanden umgebracht, Jenny?"
"Habe ich das? Wie ungezogen".

Was an sich untertrieben wäre, wenn nicht eben jene Jenny knochentrocken, in der Schwebe zwischen klaren Erinnerungen und dementer Verwirrung sich befinden würde, aber so einges aus Ihrem Leben zu erzählen weiß, bei dem sich an sich die Nackenhaare hochstellen würden. Was es zunächst bei Linda Davidson auch durchaus hervorruft. Die eigentlich nur ihre beste, innigste Freundin und Lebensgefährtin in diesem privaten Seniorenheim für Demenzerkrankte Personen zu begleiten gedenkt. Eng und nah.

So setzt der neue Roman von Joy Fielding direkt zu Beginn schon und dann, erweitert in der Einleitung des Buches, mehrere Themen, die durchaus existenzielle Bedeutung haben, als rote Linien in die Ereignisse, die langsam, aber sehr sicher, intensiver, spannender und, am Ende, zu einem fulminanten Ergebnis führen werden.

Da ist einerseits Demenz als Krankheit an sich. Die Härte, wenn ein Mensch in seinem Leben bereits verschwindet und das Kostbarste verliert, was das Alter eigentlich noch ausmacht: Die eigenen Erinnerungen. Mehr und mehr "verschwinden die Menschen aus dem Lebend er 76jährigen Linda Davidson. Ihr Mann seit einigen Jahren bereits, eine Tochter lebt weit entfernt, Bekannte, Nachbarn sterben, der Sex ist auch nicht mehr das, was er mal war (oh ja, auch mit 76 noch kennt Linda Davidson rege Gedanken zumindest noch). Auch wenn Lorne. Der agile, 80jährige Ehemann ihrer besten Freundin Carol (die sei nun nur noch selten überhaupt erkennt), da ganz andere und sehr agile Vorstellungen noch hat.

Schon allein diese zerbrechende Freundschaft, die Probleme der Kosten privater Heime mit guter Betreuung und das Finden seines eigenen Weges ins hohe Alter hinein ist emotional dicht und anregend zu lesen.

Kommt dann noch hinzu, dass eine der Bewohnerinnen aus ihrem Herzen nie eine Mördergrube macht und sehr direkt alles anspricht, was ihr gerade wichtig ist und scheinbar jeden (Vater, Ehemänner, missliebige Mitbewohner im Heim), dessen Verhalten unerträglich werden beginnt, ins Jenseits befördert, dann tritt umgehend die ebenfalls wichtige Frage in den Raum der Seiten, ob dies Münchhausen-Geschichten nun sind oder tatsächlich diese vertrocknet wirkende 92jährige keine Hemmungen (und vor allem dazu noch die entsprechenden Mittel) kennt, sich da elegant jener zu entledigen, deren Verhalten zu bedrängend in den Raum tritt.

Wenn dann auch noch deutlich wird, dass die Ehe der zweiten Tochter, die ihre Doktorarbeit seit Jahren schreibt, deren Finanzen übersichtlich sind und die daher mit ihrem Mann im Haus ihrer Mutter untergekommen ist, dass diese Ehe ebenfalls nicht nur goldene Seiten kennt, sondern Mike, der Mann, gefährliche Schwierigkeiten mit der Kontrolle seiner inneren Wut aufzeigt, dann finden sich im Lauf der Ereignisse die Fäden mehr und mehr zusammen.

Ereignisse, die durch die einfache, aber präzise Sprache Fieldings durchgehend Leser und Leserinnen emotional gefangen nehmen und dazu führen, dass es schwer fällt, das Werk aus den Händen zu legen, hat man erstmal begonnen, die ersten Seite zu lesen.
Fazit
Überzeugend im Stil, anders und interessant im Setting und ins ich stringent und logisch in den einzelnen Fäden der Geschichte erzählt ist dieser Roman ein Volltreffer sowohl in der emotionalen Dichte als auch in der sich steigernden Spannung und der hohen Sympathie, die Leser und Leserinnen umgehend mit den Hauptpersonen Linda und Jenny (okay, an diese muss man sich ein wenig gewöhnen zunächst) entfalten.

Eine klare Leseempfehlung.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 16. Januar 2025

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