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Stephan Burgdorff, Klaus Wiegrefe: Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg

von Stephan Burgdorff, Klaus Wiegrefe
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-421-05778-5

Preis: 29,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 04. November 2024]
Zur "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", dem ersten Weltkrieg, liegen zum 90. Jahrestag des Kriegsbeginns zahlreiche neue und wieder neu aufgelegte Klassiker vor. Das vorliegende Buch ist eine erweiterte Ausgabe des im Januar 2004 erschienenen Spiegel-Spezial zu diesem Thema. Historiker und Journalisten untersuchen Ursache, Verlauf und Auswirkungen des ersten totalen Krieges, den sie als "Wegbereiter für Lenin und Hitler" (Klaus Wiegrefe) bzw. als "Zweiten Dreißigjährigen Krieg" bewerten. Den Anteil Deutschlands an der Kriegsschuld wird von den Historikern unterschiedlich bewertet. Während der beste Kenner Wilhelms II., sein Biograph John Röhl, dessen Schuld als "sehr groß" bewertet, setzen sich Hew Strachan und insbesondere Konrad H. Jarausch sehr kritisch mit den Thesen Fritz Fischers zur Alleinschuld des Kaiserreiches am Krieg (aus seinen Publikationen: "Griff nach der Weltmacht" von 1961 und "Krieg der Illusionen" von 1969 auseinander und werten dessen Darstellungen als überzogen (S. 258). Insbesondere Strachan hebt in seiner (hervorragenden) Darstellung der Juli-Krise von 1914 heraus, dass gegen Fischers These von der Alleinschuld und Aggressivität des Kaisserreiches eine Reihe von Fakten sprächen (S. 249).

Besonders interessant fand ich die Darstellungen der Westfront, insbesondere das Kapitel: "Das große Sterben", welches mich veranlasste, Remarques Klassiker: "Im Westen nichts Neues" erneut zu lesen. Auch die Widerlegung des Mythos von der Kriegsbegeisterung von 1914 durch Jochen Bölsche in Anlehnung an Volker Ullrichs Studie: "Das August-Erlebnis" zeigt, dass es eben auch im Ersten Weltkrieg nur begrenzt - und bezogen auf bürgerliche Schichten - eine Kriegsbegeisterung gegeben hat.

Dokumente zum Ersten Weltkrieg, vor allem aus Immanuel Geiss bis heute unübertroffenen Dokumentensammlung: "Juli 1914" (dtv-Dokumente, 1965) und eine Auswahl an Internet-Adressen zum Thema sind interessant.

Vorwiegend fokussiert der Band die Rolle Deutschlands im Krieg und geht nur vereinzelt, etwa im (hervorragenden) Artikel Fritjof Meyers zum Zusammenbruch des Zarenreiches oder in der Studie über Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg Winston churchills im Ersten Weltkrieg (Michael Sontheimer) auf andere Mächte ein.

Fazit
Insgesamt ein guter Einstieg in das Thema für Laien. Für Historiker und Forscher nach wie vor unübertroffen: Immanuel Geiss: Der lange Weg in die Katastrophe, die beiden Standardwerke von John Keegan ("Der erste Weltkrieg - eine europäische Tragödie und: "Die Kultur des Krieges) und Niall Fergusons: "Der falsche Krieg". Die beste neuere Darstellung zur Rolle Deutschlands im Krieg meines Erachtens nach wie vor: Roger Chickering: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg."

Leider fehlt die informative Literaturliste: "Bücher zum Thema", die in: "Spiegel Spezial" dem interessierten Laien eine tiefere Beschäftigung mit dem Thema ermöglicht, in diesem Band.

Fazit: Gut zur Ersteinführung für Laien, weniger geeignet, da zu sehr auf die Rolle Deutschlands im Ersten Weltkrieg fixiert, für Historiker, die weiterführende Informationen über die genannten Titel hinaus suchen.
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 25. August 2004

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