Der neunte Band um den Frauen-Mord-Club mit dem bezeichnenden Titel »Das 9.
Urteil« und Lindsay Boxer vom SFPD von James Patterson und seiner Co-Autorin
Maxine Paetro ist wieder etwas anders als die Bände zuvor. Spielten zuvor
häufig familiäre Probleme der Hauptfiguren auch eine Rolle bei der Erzeugung
von Spannung, so bleiben die Familien zum größten Teil in diesen Band außen
vor.
Was jedoch beibehalten wird, ist die Tatsache, dass mehrere Kriminalfälle
parallel behandelt werden.
Es beginnt mit einem Einbruch. In dem Haus bzw. in der Villa eines berühmten
und attraktiven Schauspielers und seiner Gattin durchsucht eine Einbrecherin die
Gemächer nach Schmuck. Dabei wird sie überrascht, weil sie beim Davonstehlen
an etwas stößt und Lärm verursachte, was die Bewohner aufweckt. Die
Einbrecherin muss fliehen. Unmittelbar nach dem Einbruch wird die Ehegattin und
Bestohlene tot aufgefunden.
Detective Lindsay Boxer vom SFPD ermittelt wegen Raubmords. Ihre Freundin Cindy
vom Chronicle, die bislang über die Juwelendiebin berichtet hat und ihr den
Namen "Hello Kitty" gab, hofft auf weitere brisante Infos für ihre
Zeitung.
Kurze Zeit darauf erfährt die Einbrecherin aus dem Fernsehen, dass die Ehefrau
des berühmten Schauspielers bei dem Einbruch ermordet wurde. Die Schlagzeilen
kochen hoch mit den Hinweisen, dass der seit einigen Wochen umtriebige
Einbrecher nun einen Mord begangen hat. Das mag die Einbrecherin gar nicht auf
sich sitzen lassen.
Doch inzwischen geht der Polizei und der Mordkommission ein anderer Fall geht
ihr viel näher: Ein skrupelloser Mörder macht in den Parkhäusern der Shopping
Malls Jagd auf junge Familien. Als Lindsay eine erste heiße Spur verfolgt, wird
ein Bombenanschlag auf sie verübt. Jetzt geht die Angst um in San Francisco;
besorgte Bürger fangen an, sich zu bewaffnen. Und während der Mörder die
Stadt in Atem hält, trifft im Polizeirevier ein Paket mit gestohlenen Juwelen
ein. Ist die Einbrecherin der Schlüssel zu der unheimlichen Mordserie …?
Allerdings hat die Polizei und die Mordkommission jetzt einen anderen Fall, der
ihnen viel näher geht: Ein grausamer Mörder jagt junge Mütter mit ihren Babys
in den Parkhäusern der Einkaufszentren. Wie aus dem Nichts heraus bringt der
Täter die Mütter brutal und knallhart um, erschießt auch die meist nicht
über ein Jahr alten Babys. Keinem wird klar, warum er auch diese kleinen Kinder
umbringt, denn als Zeugen wären sie mit Sicherheit zwecklos. Lindsay verfolgt
eine erste vielversprechende Spur, als plötzlich ein Bombenanschlag auf sie
verübt wird. Die Angst breitet sich nun in San Francisco aus und besorgte
Bürger beginnen, sich zu bewaffnen. Vor lauter Wut über den Kindesmörder hat
die Gerichtsmedizinerin Claire vor laufenden Kameras dazu aufgerufen.
Leser werden durch beide Handlungsstränge gefesselt und vermuten zu recht eine
Verbindung zwischen ihnen. Dies ist eine gezielte dramaturgische Entscheidung
von den Autoren James Patterson und Maxine Paetro. Der Thriller wird zusätzlich
durch seine extrem kurzen Kapitel von ein bis drei Seiten zu einem regelrechten
Pageturner.
Obwohl die meisten Figuren bereits im neunten Teil zusammenarbeiten, finden auch
in ihrem persönlichen Umfeld ständige Veränderungen statt. Während die vier
Freundinnen im Mittelpunkt stehen, haben sie auch Ehepartner, Lebenspartner,
Ex-Partner sowohl privat als auch beruflich, sowie Kinder usw. Die vier
Freundinnen, die sich selbst als Frauen-Mord-Club bezeichnen, sind Detective
Lindsay Boxer vom SFPD, Gerichtsmedizinerin Claire Washburn, stellvertretende
Bezirksstaatsanwältin Yuki Castellano und die Journalistin Cindy Thomas vom
Chronicle.
Es gab bereits eine Menge aufregender Konflikte in ihrem Umfeld, was die Leser
neugierig darauf macht, ob es neue geben wird und wie sie gelöst werden. Durch
die Einbeziehung dieser Figuren in die Handlungen werden sie menschlicher. Die
Ermittler, neben denen es neben Lindsay weitere gibt, mutieren nicht zu
Superhelden, sondern sind verletzlich, angreifbar und manchmal am Boden
zerstört. Dies geschieht manchmal auch sehr humorvoll, wie im vorliegenden
Thriller, in welchem Lindsay Boxer vom SFPD eine ganz besondere Herausforderung
bestehen muss.
Der Thriller wird aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erzählt, was ihn
äußerst interessant macht. Lindsay Boxer gibt alle Ereignisse rund um sich
selbst als Ich-Erzählerin wieder. In Szenen, in denen Boxer keine Rolle spielt
oder nicht vorkommt, erzählt ein auktorialer Erzähler in der dritten Person.
Die Unterschiede dieser beiden Perspektiven wirken jedoch beim Lesen keineswegs
störend, sondern sind eher eine smarte Abwechslung. Wenn Boxer erzählt, wird
es halt etwas persönlicher und vielleicht auch emotionaler, denn sie kann ihrer
Wut freien Lauf lassen.
Fazit
Liebhaber von US-amerikanischen Polizeiserien wie Criminal Minds, The Mentalist
oder FBI werden sich in den Thrillern des Woman’s Murder Club sofort heimisch
fühlen. Die Reihe bietet alles, was man sich wünscht: Spannung,
Ermittlungsarbeit, persönliche Konflikte und SWAT-Einsätze. Genau das macht
auch Das 9. Urteil mit Lindsay Boxer vom SFPD so fesselnd und für mich
empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 20. Dezember 2024 2024-12-20 09:13:27