Emotional dichte, reale Kriminalfälle
"True Crime" ist in. Dutzende Serien zeugen von der aktuellen Vorliebe
für dieses Genre. Und tatsächlich gibt es aus diesem Bereich der "falsch
gelösten" Kriminalfälle hoch interessante Geschichten zu erzählen. Zehn
dieser Geschichten werden von John Grisham in seinem bekannt überaus flüssigen
und emotional atmosphärisch treffenden Stil in Kooperation mit Jim Mccloskey
(der eine Organisation zur Unterstützung unschuldig verurteilter Menschen
leitet.
"Nicht selten hatte die Polizei die wahren Täter von Beginn an vor der
Nase, und in zwei Fällen waren sie sogar die Hauptzeugen der Anklage!"
Doch all das schützt nicht vor Irrtümern, auch wenn diese zu Zeiten der
Verurteilungen lauthals als reine Wahrheit geglaubt und behauptet wurden.
Alleine dafür lohnt sich die Lektüre dieses Werkes bereits ungemein. Zwischen
"Fantasie" und "Fakten" auch für sich selber unterscheiden
zu lernen und nicht immer umgehend "aus dem Bauch heraus" schon zu
meinen zu wissen, was Wahrheit ist, was passiert ist und wer es war.
So wie Dan Williams, der nichts Böses ahnend zur Aussage auf dem Revier
erscheint und sich als Mordverdächtiger wiederfindet. Trotz offenkundiger
Unstimmigkeiten, doch "in Norfolk war man nicht bereit, einen Fehler
zuzugeben". Monate wird es dauern, bis die Unschuldigen tatsächlich
entlastet sind und der wahre Täter überhaupt in den Blick gerät. Explizit aus
"einem Bauchgefühl eines Ermittlers heraus", dass diesen beim
Betrachten des Tatorts überkam.
Oder David Alexander. Schwarz. Einer der beiden ersten schwarzen Absolventen der
New Iberia Catholics High. Der zur falschen Zeit am falschen Ort war, vor allem
die falsche Hautfarbe besaß und die falsche Farbe für seinen Buick gewählt
hatte, nämlich dunkelblau.
Fazit
Man mag sich beim Lesen durchaus empören, wie voreingenommen und vor allem
unter Druck stehend, Ergebnisse und Täter zu liefern, die Polizei in Amerika
arbeitet. Was das aber für die Betroffenen selbst bedeute, das kann man bei
aller sorgfältigen Schilderung der Autoren nur ahnen.
In eine solche naheliegende Falle des "Drückens auf die Tränendüse"
verfallen beide Autoren glücklicherweise aber nicht. Eher sachlich im Stil,
dokumentarisch in den dargelegten Fakten und doch immer wieder sich auch den
beteiligten Menschen nähernd, das Buch liest sich überaus flüssig und zieht
in den Bann.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 16. Dezember 2024 2024-12-16 15:37:14