idon Lev legt mit dem vorliegenden Buch (gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin
Julie Gray) ein Werk vor, das sich von den Lebensgeschichten anderer
Holocaust-Überlebender unterscheidet. Er beschränkt sich nicht auf die
Schilderung des schrecklichen Geschehens in Theresienstadt, sondern nimmt sein
gesamtes eigenes Leben unter die Lupe und gewinnt ihm -trotz seiner qualvollen
Kindheit- viel Positives ab.
Wie gelingt es einem nunmehr fast 90-Jährigen mit entsprechender Vorgeschichte
als Jude in der Zeit des Nationalsozialismus, seinen Lebensmut ungebrochen zu
behalten und seiner Mitwelt zu zeigen? Als Schlüsselerlebnis dient die
Begegnung mit einer deutschen Schulklasse in Israel. Der Moment, indem er sein
bisheriges Schweigen bricht. Rückwirkend betrachtet, sieht er das als
Befreiung.
Gidon Lev schildert die wesentlichen Stationen seines Lebens, von der frühen
Kindheit in der damaligen Tschechoslowakei bis in die aktuelle Zeit. Er lebt
gemeinsam seit Langem in Israel und hat nach Tod und Scheidung seiner Ehefrauen
mit Julie Gray, einer amerikanischen Journalistin, sein neues Glück gefunden.
Er berichtet über die verschiedenen Stationen seines langen Lebens und nimmt
die Leserschaft dabei gefühlvoll und gekonnt mit. Er war und ist ein
grundsätzlich positiver Mensch. Das hat ihm stets geholfen und dies Glück
vermittelt er in seinen Lebensschilderungen.
Fazit
Ja, dieses Buch ist besonders. Gidon Lev hatte eine Kindheit und Jugend, die man
weder sich selbst noch einem anderen Menschen wünscht. Natürlich ist diese
Lebensphase Teil des Buches. Gidon Lev bleibt jedoch nicht in der Vergangenheit
stecken, sondern blickt auf ein langes, erfülltes und -unter dem Strich
betrachtet- glückliches Leben zurück. Seine großen Vorteile sind die
innewohnende Zuversicht, der Lebensmut und die Fähigkeit, fast allen
Situationen etwas Positives abzugewinnen. Das erreicht die Leserschaft und
beeindruckt!
Kritikpunkte im Werk eines Holocaust-Überlebenden zu finden, fällt mir vom
Grunde her schwer und inhaltlich gibt es schließlich nur positive Aspekte.
Sprachlich hat mir das Buch jedoch nur eingeschränkt gefallen. Es lässt sich
völlig unproblematisch und flüssig lesen, so dürften auch jugendliche
Leserinnen und Leser problemlos folgen können, auch ohne tiefgreifende
Vorkenntnisse. Was mich allerdings ein wenig störte, sind die zahlreich
vorhandenen Superlative in den Formulierungen und die immer wieder kehrenden
Wiederholungen einiger Phrasen. Nach meinem Dafürhalten wirkt sich das störend
auf das Gesamtbild des Buches aus - leider.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 18. Dezember 2024 2024-12-18 08:37:12