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József Debreczeni: Kaltes Krematorium

Kaltes Krematorium

von József Debreczeni
Verlag: S. Fischer [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-10-397544-4

Preis: 25,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 03. Dezember 2024]
"Das Unaussprechliche, darin zeigt sich die Grenze des Denkens – und des Daseins." (Friedrich Nietzsche)

Die fesselnden Grenzen des Denkens werden im vorliegenden Buch durch Jósef Debreczeni gesprengt, in dem er dem Unaussprechlichen, dem Unvorstellbaren Worte verleiht. In seinen Schilderungen werden die (täglichen) Grenzen des Daseins während des Holocaust auf literarisch einmalige Art und Weise geradezu plastisch dargestellt. 1905 als József Bruner in Budapest als Kind jüdischen Glaubens geboren, arbeitete er später als Redakteur großer ungarischer Zeitungen, bevor er 1941 zur Zwangsarbeit verurteilt und 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Er durchlief mehrere Camps, bevor er 1945 aus dem Lager Dörnhau befreit wurde. Bereits 1950 verarbeitete er seine Qualen durch den vorliegenden Bericht. Das Buch erschien zunächst nur in ungarischer Sprache. Mehr als 70 Jahre später erst wurde es wiederentdeckt und in 15 weitere Sprachen übersetzt. Das vorliegende Werk, soeben erschienen beim S. Fischer Verlag, stellt die deutsche Erstausgabe dar.

In zwei Kapiteln schildert er die schier unfassbaren Erlebnisse während seines Leidensweges in verschiedenen Lagern rund um das wohl bekannteste Konzentrationslager Auschwitz. Er überlebt schließlich auch die berüchtigte Krankenbaracke des Zwangsarbeitslagers Dörnhau, aus dem er, und weitere Überlebende, Anfang Mai 1945 durch die Rote Armee befreit wurde.
Fazit
Jósef Debreczeni gelingt ein symbolisch betrachtet meisterhafter Spagat: Einerseits beschreibt sein "Leben" und das seiner Mithäftlinge aus einer unnachahmlichen (inneren) Distanz. Andererseits nimmt er in seinem Bericht kein Blatt vor den Mund und schildert das alltägliche Grauen ungeschönt und erbarmungslos. Es ist beileibe nicht das erste Buch eines Zeitzeugen zum Thema Holocaust, das ich gelesen habe. Es ist aber zweifelsohne ein Werk von besonderer Güte und Klarheit. Das Urteil der "Times" bringt es nach meinem Dafürhalten absolut treffend auf den Punkt: "Ein literarischer Diamant, scharfkantig und kristallklar."

Ich weiß nicht, wie oft ich während des Lesens innegehalten habe. Tief berührt von den Beschreibungen des Autoren. Gerade die von ihm gewählte Distanz bei seinen Schilderungen schaffen Wirkung. Ganz ohne zusätzlichen emotionalen Push entsteht das Bild eines unfassbaren menschlichen Dramas. Durch die Authentizität der Berichte wird das Dilemma der Menschen in den Lagern greifbar - was ist besser: weiter leben - oder sterben? Es fällt mir schwer, geeignete Schlussworte zu finden, außer der Bitte: Unbedingt lesen!

Schließen möchte ich an dieser Stelle mit den Worten einer anderen Holocaust-Überlebenden: "Man begreift nicht, was geschehen ist, doch genau deshalb darf man nie aufhören, sich darum zu bemühen." (Ruth Klüger).
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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 01. Dezember 2024

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