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Alex Beer: Die weiße Stunde

Die weiße Stunde

von Alex Beer
Verlag: Limes Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-8090-2765-2

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 16. Dezember 2024]
"Niemand kann seiner Vergangenheit entkommen. Auch Du nicht"!

Als wenn die Zeiten nicht schon drängend und gefährlich genug wären im Jahr 1923 in Wien. Wo, ebenso wie in Deutschland, die völkische und nationalsozialistische Bewegung immer härter, offener und bedrängender auftritt. Vielleicht könnte ein Mörder da davon ausgehen, dass eine "kleine Tat" nebenbei in der Kakophonie der aggressiven Töne nicht unbedingt höchste Beachtung findet? Auch wenn es sich um eine Frau handelt, die vielfache Beziehungen (in vielfacher Art und Weise) bis in hohe Kreise hinein pflegt?

Nun, vielleicht wäre ein einzelner Mord zwar einige Meldungen wert gewesen, bevor man zu drängenderen Fragen der Zeit wieder zurückkehrt. Doch da hat jemand die Rechnung ohne die Hartnäckigkeit und die Fähigkeiten des Kriminalkommissars August Emmerich gemacht. Der zwar einen Hinweis noch benötigt auf ganz andere, mörderische Ereignisse der Vergangenheit, aber schon von Beginn an sich festbeißt an diesem Mord an der Gesellschaftsdame. Wobei ihm, wie immer, zugutekommt, dass die "höhere Gesellschaft" ihn gerne unterschätzt und verächtlich betrachtet.

"In diesem Viertel wirkte Emmerich mit seinen ausgetretenen Schnürschuhen und dem fadenscheinigen Mantel…..wie ein Fremder".

Was er in gewisser Weise auch ist, sich aber durch seine Hartnäckigkeit und seine Fähigkeit, Druck zu widerstehen, nicht abhalten lässt, hinter so manche Fassaden zu schauen, die das Tageslicht eher zu scheuen haben. So entfaltet Beer vor den Augen der Leser und Leserinnen eine Melange aus Zeitgeschichte, dunklen Begehrlichkeiten, präzise geschildertem Lokalkolorit und einem Ermittler, den das Leben durchaus das ein oder andere Mal bereits in Mitleidenschaft gezogen hat, der aus diesen Erfahrungen und seiner persönlichen Situation aber nicht in Verzweiflung geriet, sondern immer wieder klarer und gehärteter seinen Weg unnachgiebig verfolgt.

Dass dabei das Opfer, Maria Hochmeister, selbst unnachgiebig ihre Lust an Geltung und Reichtum verfolgte und dabei auch zu nicht immer angenehmen Mitteln griff, führt vielleicht zu Anfang auf falsche Spuren und Annahmen, doch so einfach wird es nicht sein, diesen Mord als Teil aktueller Stimmungen, Intrigen oder persönliche Bedrängungen zurückzuführen. Je weiter Emmerich in die Stränge des Mordes eindringt, desto klarer wird ihm vor Augen gestellt, dass vielfache Motive hinter der Gewalt an der Frau zu finden sein werden.
Fazit
Vor allem, weil es bei dieser einen, brutal ermordeten Frau nicht bleiben wird. Und sie ebenfalls nicht die erste ist, bei der sich eine konkrete "Handschrift" im Zuge einer ganzen Mordserie zeigt. Wobei auch schon 1923 bei Ermittlungen ebenfalls darauf geachtet werden muss, gewaltbereite gesellschaftliche Gruppen nicht zu sehr gegen sich aufzubringen. Außer, es geht nicht anders, um die Fälle zu lösen.

Die Emmerich natürlich wieder mit seinem kongenialen Partner Winter angeht und die, neben der klaren Zeichnung der Zeit und deren Verhältnissen, sich ebenfalls durch eine sehr realistische Darstellung der "kriminalen Arbeit" auszeichnet. Eine klare Leseempfehlung.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. November 2024

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