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Abdulrazak Gurnah: Nachleben

Nachleben

von Abdulrazak Gurnah
Verlag: Penguin Books [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-328-60259-0

Preis: 26,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
"Wir haben für das Kaiserreich gelogen und gemordet und es eine Zivilisierungsmission genannt"

Mit dem Roman "Nachleben" knüpft der britisch-tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah an seinen ersten historischen Roman " Das verlorene Paradies" an. In beiden Büchern beschreibt er die Geschichte seines Heimatlandes, damals das Sultanat Sansibar, heute tansanisches Staatsgebiet. In einer ruhigen, klaren Sprache reflektiert er in "Nachleben" die Historie des Landes am Schicksal seiner vier Protagonisten Khalifa, Ilyas, Hamza und Aysha. Hamza ist der Mittelpunkt und identisch mit der Figur Yusuf, dem Protagonisten in dem Roman " Das verlorene Paradies".

Abdulrazak Gurnah beginnt seinen Roman mit einem kurzen Rückblick in die vorkoloniale Zeit Ende des 19. Jahrhunderts um anschließend bis in die 1960er Jahre in die Kolonialzeit in Ostafrika überzugehen. Detailliert erzählt der Autor die grausame und menschenverachtende Haltung der Deutschen gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Trotzdem treten die beiden jungen afrikanischen Männer Hamza und Ilyas in die deutsche Schutzgruppe als Soldaten ein. Dort erleben sie am eigenen Leib die Brutalität und Überheblichkeit der deutschen Invasoren gegenüber ihren Untertanen. Das Ende des ersten Weltkrieges beendete nach der Niederlage von unbarmherzig geführten Kämpfen gegen die britischen Kolonialisten die Herrschaft der Deutschen in Ostafrika. Nachdem der Beginn des Buches zum Teil schwer erträglich zu lesen war, lassen die kommenden Seiten die LeserInnen aufatmen. Der Schriftsteller vermittelt im Folgenden ein umfassendes Bild über die Zeit des britischen Protektorats in Ostafrika. Unter einer weitaus humaneren Führung kommt es zu einem Strukturwandel afrikanischer politischer, wirtschaftlicher und sozialer Systeme. Während Ilyas nach dem Krieg verschollen bleibt, kehrt Hamza mittellos in seine alte Heimatstadt zurück. Geschickt verbindet der Autor Hamzas weiteren Werdegang mit der Lebensweise einer afrikanischen Familie, die zeigt, daß es bereits vor der Invasion durch Araber und Europäer ein geregeltes, zivilisiertes und religiöses Leben in Afrika gab. Hier fände der Roman einen schönen Abschluß. Aber dabei belässt es Abdulrazak Gurnah nicht. In diesem letzten Abschnitt wechselt der Autor von einer literarischen Romangestaltung über zu einem mit historisch belegten Fakten informativen Schreibstil. Der Schriftsteller beendet den gut recherchierten historischen Roman mit einem Blick nach Deutschland während des Nationalsozialismus. Hier erfahren die LeserInnen sowohl deren Interesse an einer Rekolonisierung als auch den weiteren Lebensweg von Ilyas, der im realen Leben Bayume Mohamed Husen hieß.

Abdulrazak Gurnah wurde 1948 im ehemaligen Sultanat Sansibar geboren. Mit 18 Jahren floh er aus politischen Gründen nach Großbritannien. An der Canterbury Christ Church University begann er englische Literaturwissenschaften zu studieren, das er 1982 mit einer Promotion an der University of Kent abschloss. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Nigeria kehrte er zurück an die University of Kent. Dort lehrte und forschte er über postkoloniale Literatur, insbesondere mit Bezug zu Afrika, die mit dem Kolonialismus verbunden war. Der Schriftsteller gilt als einer der bekanntesten Vertreter der ostafrikanischen Literatur. 2021 erhielt er für seinen ersten historischen Roman "Das verlorene Paradies" den Nobelpreis für Literatur. Heute lebt er in Canterbury, Kent.
Fazit
Abdulrazak Gurnah bewegt sich auf festem Grund der historischen Überlieferung. Sein historischer Roman "Nachleben" ist eine zeitgemäße Lektüre, die sich gut in postkoloniale Debatten einfügen lässt.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Heike Jaschhof [Profil]
veröffentlicht am 22. Oktober 2024

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