Anderes Setting, ganz anderer Ton und dennoch wieder überaus fesselnd
Nach der epischen "Passage-Reihe" im Raum eines
"Vampir-Westerns" mit Weltvernichtungsqualität, wendet sich Cronin in
seinem nun neuen Werk zwar ebenfalls einer andersartigen, fiktiven Welt zu,
nimmt hier aber eher einen Anlauf in die Gattung der Science-Fiction. Was sich
erst im letzten Viertel des Werkes dann ganz eindeutig erweisen wird.
Wie aber Träume wirksam sind, wie entscheidend die "Quelle" der
Träume sich erweisen wird, wieviel Unbewusstes in die "schöne, neue
Welt" der herrschenden Klasse des Inselstaates "Prospera"
unbemerkt eindringt. In dieser zweigeteilten Welt derer mit ewiger Jugend,
Rückzug aus der Welt (nach 120, 130 Jahren), "Übergang" und
"Reiteration" samt "Wiederkehr" als "neuer Mensch ohne
Erinnerungen". Und derer, die nur "ein Leben" zu haben schienen
und als Arbeiter- und Dienerschaft Prospera versorgen.
In dieser überaus angenehmen Welt begleiteten Leser und Leserinnen Proctor
Bennet, einen "Fährmann". Einer, der oben im System mitmischt und
dessen Aufgabe es ist, jene Bürger von Prospera zur "Fähre" zu
geleiten, deren Zeit in dieser Iteration abgelaufen ist. Die altern, verwirrt
werden, die einfach einen "Neustart" benötigen. Als er aber seinen
eigenen Vater zur Fähre begleitet, geraten die Dinge aus dem Ruder. Wenn er
ehrlich, ist, nicht erst da. Denn von Kindheit an, als er als Adoptivkind zu
seinen Eltern kam, scheint sein Gedächtnis nicht leer zu sein. Sind lebendige
Träume seine Wegbegleiter. Dränt irgendeine Erkenntnis aus dem Unbewussten
ständig nach oben.
"Was ist unsere Geschichte? Wie sind wir entstanden? Auf diese Fragen habe
ich kaum eine Antwort".
Doch er wird Antworten finden. Welt-erschütternde Antworten, die einen Plan im
Lauf der Ereignisse zu Tage treten lassen, der alles erklärt, es nicht
ungefährlicher macht im Kampf der Interessen jonglieren zu müssen. Und ein
Roman, in dem hintergründig und lange Zeit nicht klar vor Augen stehend und
doch emotional Leser und Leserinnen anrührend die geschundene, moderne Welt als
den eigentlichen "Hauptdarsteller" der Ereignisse offenbaren werden.
Fazit
Flüssig erzählt, mit angenehmem und gleichbleibendem Tempo, durchaus auch mit
einigen spannenden, gefährlichen Situationen versehen, vor allem aber Schritt
für Schritt das Netz der Verbindungen und Beziehungen differenziert und
fesselnd darzustellen, das leistet die Lektüre ohne nachzulassen. Und wenn dann
das eigentliche Konstrukt hinter Prospera, Proctor, Elise, Thea, Malcom und den
anderen in den Vordergrund tritt, liegt das langsam beginnende Finale bereits
vor Augen.
Sprachlich und von der Idee und vom roten Faden des Werkes her eine überaus zu
empfehlende Lektüre. Nicht nur für "Viral-Fans".
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. September 2024 2024-09-17 12:59:21