Mal kurz, mal lang und immer auf den Punkt
Eine Sammlung von Geschichten ist, die Stephen King in seinem neuen Werk
vorlegt. Sehr unterschiedliche Geschichten alleine schon vom Umfang her.
Durchaus enthält das Werk zwei Geschichten, die vom Umfang und Aufbau her als
fast eigenständige Romane durchgehen würden, gepaart mit teils kürzeren bis
sehr komprimierten Erzählungen.
Das manche Inspirationen nicht von dieser Welt kommen und doch keinen
"unnatürlichen" Ursprung unbedingt in sich tragen müssen ist dabei
genauso eher leicht und locker erzählt, wie dieser nur einen Bruchteil
aufblitzende rote Licht am Handy. Das aber eine ganz eigene Entwicklung in Gang
zu setzen vermag, wie der Ermittlungsbeamte Wilson am eigenen Leib (vielmehr im
eigenen Haus) später erleben wird.
Oder wie Willie, den alle für ein wenig bis überaus beschränkt und
merkwürdig erachten, von seinem Großvater aber überaus ernst genommen wird,
im Lauf der Geschichten seines Großvaters still für sich lernen wird. Bis er,
anwesend als sein Großvater stirbt und tief zu dessen Mund und dessen letzte
Worte heruntergebeugt, etwas ins ich aufnehmen wird, was er ebenfalls lieber
für sich behält. Aber durch eine kleine Geste nicht ganz vor der Welt
verbergen kann.
Und daneben über gut 220 Seiten der "böse Traum Danny Coughlins",
der in bester King Manier Seite für Seite fesselt, aber Danny selbst, der es
nur gut meint, in Teufels Küche führen wird. Wobei der eisern gegen ihn
ermittelnde Beamte Jalbert in bester Tradition der zwanghaften, besessen
wirkenden Figuren steht, die den gesamten Weg von King durch seine Erzählungen
und Romane hindurch begleiten. Gut nur, dass Danny, der nichts von einem Medium
in sich trägt, einen zweiten, wichtigen Traum geschenkt bekommen wird.
Oder, ebenfalls über gut 150 Seiten hinweg in einem ähnlichen Sujet das
Widersehen erfahrener King Leser mit Vic Trenton, dem Vater und Ehemann aus
"Cujo", der hier wohl sein letztes, bedrängendes, dem Leser
Gänsehaut verschaffendes Erlebnis bewältigen muss. Mit einem quietschenden
Kinderwagen auf einer Insel, die vor langer Zeit von hunderten von
Klapperschlangen befreit werden musste. Schlangen, die ihre Opfer da schon
gefunden hatten. Opfer, die aktuell Vic an die Grenze des Wahnsinns treiben
werden. In Verbindung mit einem ebenfalls hartnäckigen, von sich überzeugten
beratenden Ermittler der örtlichen Polizei.
Alle Geschichten im Buch lassen sich durchweg gut lesen und werden auf den Punkt
geführt. Bei manchen der kürzeren Erzählungen bedauert man als Leser
vielleicht, dass Personen und Themen nicht in größerem Zusammenhang
weitererzählt werden, dennoch sind auch diese völlig in sich abgeschlossen.
Bei den ausführlichen, längeren Erzählungen ist die gewohnte Handschrift
Kings deutlich zu erkennen. Langsam und in breiter Darstellung gerade der
handelnden Personen in deren innerer Entwicklung hin zur tiefen Bedrängung,
wobei die Themen zunächst gesetzt werden, um dann im Verlauf der Ereignisse die
Spannung immer deutlicher zu steigern.
Fazit
Eine der großen Stärken Kings war, und ist auch in diesem neuen Werk, das
anstrengungslos wirkende, völlige Hereinziehen von Lesern und Leserinnen in die
Welt außergewöhnlicher, außerirdischer bis außerweltlicher Eingriffe und
Bedrohungen in das bis dato "ganz normale Leben".
Wahrhaftig dunkle Geschichten.
Eine klare Leseempfehlung.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 28. August 2024 2024-08-28 15:45:32