Dieser wunderbare Roman von Amelia Martin ist eine fiktionalisierte Biografie
der herausragenden amerikanischen Malerin zu Beginn des zwanzigsten
Jahrhunderts. Wer ein Fan von Kunst und Farben ist, wer Malerei liebt und seine
Zeit gerne in Museen, Ausstellungen und Galerien verbringt, dem sei dieser Roman
über Georgia O’Keeffe ans Herz gelegt.
In New Mexico, unter dem leuchtenden Himmel, blickt Georgia O’Keeffe auf ihr
Leben zurück. Da waren die aufregenden Jahre in New York, umgeben von
Künstlern und Fotografen. Sie kämpfte für Frauenrechte und entwickelte eine
große Liebe zu Alfred Stieglitz, dessen Aktfotos von Georgia O’Keeffe sie
weltweit bekannt machten. Doch erst jetzt, in der Einsamkeit der Wüste, findet
die erwachsene Künstlerin endlich die innere Ruhe, nach der sie ihr ganzes
Leben lang gesucht hat. Dabei wird klar, dass sie längst über ihren Ehemann
und Förderer Stieglitz hinausgewachsen ist. Endlich kann sie ganz frei sein.
Amelia Martin schafft es in »Die Farben der Wüste« mit ihren bildreichen
Formulierungen, nicht nur die Wüstenlandschaften sondern auch das klein- und
großstädtische Lebensumfeld von Georgia O’Keeffe treffend zu beschreiben.
Leser gewinnen einen treffenden Blick auf die beeindruckenden Farbtöne, die
Georgia O’Keeffe in ihren Werken einfängt. Sensibel und detailliert werden
die Beziehungen der Künstlerin zu ihren Mitmenschen, die eigene Familie,
Freunde, Bekannte und Künstlerkollegen, dargestellt. Leser erhalten
inspirierende Einblicke und eine Portion kreativen Schwung bei der Lektüre
dieses lesenswerten Romans.
Georgia O’Keeffes sich langsam aufbauende Beziehung zum Galeristen, Fotografen
und verheirateten Alfred Stieglitz macht den Einblick in ihr Leben besonders
spannend. Sie fühlt sich zwar zu verschiedenen Männern hingezogen, aber ihr
Interesse liegt zunächst ausschließlich bei der Malerei, der Kunst. Doch dies
soll nicht ohne Folgen bleiben. Aber auch, nachdem Georgia O’Keeffe den
"Mann fürs Leben" gefunden hat, ist die Beziehung ja nicht am Ende,
es geht auf und runter. Und so sehr sie sich ein Kind von ihrem Mann wünscht,
tut der sich sehr schwer, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Hinter Amelia Martin verbirgt die die Schriftstellerin Constanze Wilken, die
auch mit in England und Wales spielenden Romanen, Familiensagas und anderen
historischen Romanen (z.B. "Salz und Schokolade") bereits beachtliche
Aufmerksamkeit erlangte. Das Cover von des Romans unterstützt den Inhalt des
Buches auf sehr passende Weise. Die Blumenmotive und die Farbenpracht, so wie
sie von der Künstlerin den Betrachtern ihrer Bilder angeboten werden, kommen
voll zur Geltung. Übrigens ein Umstand, der mich nach diesem Buch hat greifen
lassen. »Die Farben der Wüste« ist der zwölfte Roman aus der Reihe Ikonen
der Zeit des Ullstein-Verlages, in der u. a. bereits Romane über Josephine
Baker, Audrey Hepburn und Elizabeth Taylor erschienen sind.
Fazit
Insgesamt zeigt »Die Farben der Wüste« eindrucksvoll, wie die faszinierende
Lebensgeschichte von Georgia O’Keeffe nicht nur von Herausforderungen geprägt
ist, sondern auch von einer bemerkenswerten Emanzipation und inneren Stärke.
Amelia Martin gelingt es, diese komplexe Figur bildhaft und detailreich zum
Leben zu erwecken, sodass wir mit Georgia O’Keeffe lachen, leiden und
schließlich ihre Kreativität feiern können. Für Künstler und Leser
gleichermaßen bietet dieser Roman eine inspirierende Perspektive auf die
Schönheit, die aus Schmerz entstehen kann.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 24. August 2024 2024-08-24 09:13:23