Rätselraten und ins Wespennest dann stechen
Es treten Veränderungen auf. Solche, die selbst Amos Decker an sich selbst
erstaunen. Bei diesen Mordfällen am Ende der Welt in North-Dakota (allerdings
ein sehr rühriges Ende der Welt aufgrund des Fracking-Booms vor Ort) fehlt ihm
das vertraute "Blaue Licht". Jene Gabe, die er, gemeinsam mit einem
nie vergessenden Gedächtnis seit dem Zusammenprall beim Football in seiner
Jugend immer parat hatte. Doch selbst als er zur Obduktion selbst Hand anlegt,
bleibt es merkwürdig "Un-Blau".
Was nicht sein einziges Problem ist. Da steht noch seine Schwester im Raum, die
sich von seinem Schwager zu trennen gedenkt (beidseitig motiviert). Jenen
Schwager, den er bei seinem neuen Fall vor Ort trifft. Und dabei auch sein
eigenes Gefühlserleben neu sortieren muss.
Wobei all diese Dinge von ihm eher am Rande mitbetrachtet werden, denn zunächst
ist da diese übel zugerichtete Leiche. Und dieser eigentlich harmlos
erscheinende Radarposten der Army. Mitsamt einer "Täufergemeinde"
aufrechter Christen um den Posten direkt herum. Dass die Tote einerseits ein
aufrechtes Mitglied der Gemeinde des Ortes gewesen sein soll, zugleich auf
halbseidenen Internetseiten ganz andersartige Vergnügungen wohl angeboten hat,
macht es für Decker und seine Partnerin Alex Jamison vor Ort in keiner Form
leichter.
Wobei von Beginn an dem erfahrenen und bulligen FBI-Agent schwant, dass an der
Frau Besonderes zu finden sein muss. Denn warum einer der besten Ermittler des
FBI an diesen entlegenen Ort wegen eines einfachen Mordes an einer Frau beordert
wird, das sagt der feinen Spürnase von Decker umgehend, dass das Mordopfer in
der Vergangenheit irgendetwas besonders sein muss. Was auch immer das sein kann,
was sich ihm lange Zeit in keiner Weise erschließt. Wenn aber er selbst nur
mit, zunächst, anonymer Hilfe einer Kugel entgeht, dann ahnt nicht nur Decker,
sondern auch der Leser und die Leserin, dass die Ermittlungen jemandem
empfindlich zu nah kommen.
Ein Ermittler, der sich lange Zeit schwer damit tut, einen Faden für den Fall
in die Hand zu bekommen. Ein Ortspolizist, der beflissen Hilfe anbietet, aber
andererseits mehr zu wissen scheint, als er freimütig auf den Tisch legt. Ein
professioneller "Aufräumer" und Agent, der ein ganz eigenes Spiel
spielt und Amos mit Hinweisen versorgt. Was auch immer sein Motiv sein könnte.
Fazit
Klar in der Sprache, griffig im Personal und durchaus differenziert, was die
Tiefe seiner Protagonisten angeht (nicht in Bezug auf jede
"Nebenrolle", aber sehr atmosphärisch bei den wichtigen Personen) und
mit durchaus überraschenden Wendungen immer dann versehen, wenn man als Leser
oder Leserin meinen könnte, den Fall gelöst zu haben.
David Baldacci legt wiederum einen hervorragenden Thriller vor, dem man
sicherlich die Routine phasenweise anmerkt, der aber dennoch wieder neue
Perspektiven auf die Ermittler richtet und mit einem intelligent verwobenen Fall
aufwartet.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 28. Juni 2024 2024-06-28 14:21:41