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Ashley Audrain: Das Geflüster

Das Geflüster

von Ashley Audrain
Verlag: Penguin Books [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-328-60182-1

Preis: 22,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 30. Juni 2024]
Sich dicht zusammenziehende Atmosphäre

Mal enger, mal loser, verbunden sind sie alle, die Nachbarn in diesem angenehmen, nun immer weiter hergerichteten Viertel, in dem inzwischen eine Menge gut situierter Familien leben. Zum Leidwesen der alten Mara, ein Urgewächs des Wohnviertels. Die mehr und mehr empfindet, nur noch am Rande der munteren Gesellschaft "mitzuschwimmen". Die aber ihre "Unsichtbarkeit" durchaus zu nutzen weiß. Denn sie hört und sieht mehr, als alle anderen.

Und es gibt einiges zu sehen und zu hören, wenn man hinter die Fassaden der schicken Wohnhäuser schaut. Und hinter die Fassaden der so erfolgreich wirkenden Menschen.
Oder was soll man davon halten, dass eine der Nachbarinnen, Blair, gerne und ausführlich, heimlich natürlich, sich das Haus der von ihr verehrten und beneideten Nachbarin Whitney näher anschaut? Von Innen.

Jene Whitney, die smart, tough und beherrscht ihren Weg nach ganz oben genommen hat. Vermittelt sie zumindest der Nachbarschaft. Doch das scheint einen Preis zu fordern, der zunächst ungläubig registriert wird, dann aber immer massiver in den Gerüchten durch die Straßen läuft. Ohne Genaueres zu wissen, natürlich. Dass da wohl nicht alles so stimmig ist im Verhältnis Whitneys zu ihren drei Kindern, zumindest zu ihrem Sohn Xavier. Zunächst gibt es ungewohnten Lärm und dann ein Kind, das körperliche Verletzungen aufweist.

Dabei ist doch eigentlich alles in Ordnung bei den Musterfamilien der Nachbarschaft. Oder?

"Wie sich die Erwachsenen im Garten des teuersten Hauses der Straße gegenseitig mustern und dabei so aufgesetzt freundlich sind, erinnert an das Tierreich. Alle zieht es zu den attraktivsten Gästen".

So nimmt das Eintauchen in eine Welt, in der vieles mehr "Schein als Sein" ist, mit Dynamik seinen Lauf. Schritt für Schritt und Seite für Seite entblättert Audrain die einzelnen Charaktere und deren hintergründigen Verbindungen zueinander, bis ein kaum noch zu entwirrendes Gemisch aus Neid, Neugier, verdeckten Gefühlen und Heimlichkeiten vor den Augen von Lesern und Leserinnen entsteht, das emotional packt und in den Bann zieht.

So dass dieser kleine Nebensatz des Sohnes von Mara, vor langer Zeit, in gewisser Weise den Ereignissen ihr inneres Thema gibt, wenn er immer mehr ins Schweigen gleitet, nur noch flüstert, und auf den Punkt bringt:

"Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag auf der Bühne zu stehen…Als würden mich alle wie im Theater anschauen".

Womit sich dieser Mikrokosmos der konkreten Personen in der konkreten Nachbarschaft im Roman als kluge Bestandsaufnahme der Welt an sich entfaltet. Der Auftritt. Das Image. Die Fassade. All das bewegt die Menschen dort mehr, als dass sie Wege zu sich selbst und zu einer besseren Füllung ihres Lebens auch nur in Betracht ziehen würden.
Fazit
In der Umsetzung allerdings gleitet Audrain doch zu oft in das "Geflüster" in der Nachbarschaft ein und unter. So dass am Ende, bei aller Klarheit der inneren Unwucht in ihren vier Frauenfiguren, auch schlichtweg es einfach Gehässigkeit sein könnte, die am Ende zum großen Knall führen wird.
In all dem aber sind das innere "Abgleiten" jeder der vier Frauen und die offen zu Tage tretende Verzweiflung, die am Ende hinter all den merkwürdigen Denk- und Verhaltensweisen der Bewohner steht, erschreckend im Raume verbleiben und Leser und Leserinnen durchaus einen Spiegel der eigenen Lebenswelt vorhalten. Wenn man bereit ist, hineinzuschauen.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. Juni 2024

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