Trotz, oder besser gesagt: wegen ihres Alters, hat Lidia Maksymowicz (geboren
als Luda Boczarowa in Belarus) viel zu erzählen. Eine Lebensgeschichte, die
geprägt wurde durch ihre Deportation von ihrer Heimat Weißrussland (damalige
Sowjetunion) in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sie zählte zu den
Kindern von Auschwitz und: sie hat überlebt!
Ihr jahrelanges Schweigen beendet sie und nimmt in ihrem vorliegenden Buch die
Leser mit in eine unmenschliche und grausame Kindheit.
Geboren im Jahre 1940 wird sie, gemeinsam mit ihrer Mutter nach Birkenau
gebracht. Mit dem "Leben" im Lager, den täglichen Herausforderungen,
dem alltäglichen Kampf um das eigene Überleben, setzt sie sich im vorliegenden
Werk auseinander. Sie schildert, wie der Lagerarzt Dr. Josef Mengele
insbesondere die Kinder zu medizinischen Versuchszwecken missbrauchte. Alleine
das kostete vielen das Leben. Dazu gesellen sich die Tragödien, die sich Tag
für Tag im Lager abspielten. Bei allen Lagerinsassen, gleich, ob es sich um
Kinder oder Erwachsene handelte.
Die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee, die durch sowjetische Soldaten
herbeigeführte Aufnahme in einer Pflegefamilie und die quälende Ungewissheit,
ob ihre Familie überlebt hat, all das reflektiert Lidia Maksymowicz und lässt
uns daran teilhaben.
Fazit
Zeitzeugenberichte sind unersetzlich, spiegeln sie doch immer wieder
individuelle Eindrücke einer Reise in eine unheilvolle Vergangenheit wider.
Menschen, die dem Tod in einem Konzentrationslager entgingen und die darüber
hinaus die Kraft aufbringen, ihr Schicksal mitzuteilen, sind nicht nur
bewundernswert, ihre Zeugnisse stellen ein hohes Gut dar, das es zu bewahren
gilt!
Lydia Maksymowicz macht hiervon keine Ausnahme und sie zeigt auf authentische
und gefühlvolle Art und Weise, wie es ihr persönlich gelang, ihr späteres
Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Sie macht es sich zur Aufgabe, die
nachfolgende Generationen zu mahnen: Freiheit und Demokratie sind keine
Selbstverständlichkeit! Mit Paolo Rodari fand sie einen Co-Autoren, der sie
-ganz offensichtlich- hierbei ausgezeichnet unterstützt hat.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 06. Juni 2024 2024-06-06 18:13:20